Historiker zum 3. Oktober

Vielfalt statt Einheit

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Karl-Theodor zu Guttenberg (r.) und Brigadegeneral Joseph A. Papenfus stehen vor einer Deutschland-Flagge.
30 Jahre Deutsche Einheit - Kranzniederlegung in Thüringen © dpa / Swen Pförtner
Tillmann Bendikowski im Gespräch mit Thomas Jaedicke · 03.10.2020
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Klimakrise und Pandemie - ist vor diesem Hintergrund ein Tag der Deutschen Einheit noch zeitgemäß? Nein, findet der Historiker Tillmann Bendikowski. Statt den Nationalstaat zu feiern, solle man regional und europäisch denken. Oder gleich global.
Region statt Nation: Der Historiker Tillmann Bendikowski würde statt des "Tags der Deutschen Einheit" lieber einen Tag der deutschen Vielfalt feiern.
"Lasst mal gut sein mit der Einheitsfeierlichkeit und nehmen wir wirklich wichtigere Dinge in den Blick", fordert er. "Die Einheit als nationalstaatliche Konzeption ist gar nicht so wichtig, wie wir immer behaupten. Vielleicht ist sie immer auch Teil des Problems gewesen und nicht der Lösung."
Gerade in der Corona-Pandemie sei die Frage nach dem "Segen des deutschen Föderalismus" eine aktuelle, betont der Historiker. "Die Vielgestaltigkeit ist vielleicht des Glückes Unterpfand und weniger die Einheit."

"Die Nation verliert zunehmend an Bedeutung"

Und weil Bendikowski zufolge die Nation als Handlungsrahmen des Politischen abstirbt, plädiert er gleichzeitig für einen Tag der europäischen Vielfalt. "Ich meine, die nächste Generation, aber eigentlich auch noch unsere, muss ja europäisch denken, im Grunde genommen global – in Pandemiezeiten und angesichts der globalen Klimakatastrophe. Deshalb verliert die Nation zunehmend an Bedeutung."
(uko)
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