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Gauck in Südkorea
"Auch Nordkoreaner haben Recht auf Freiheit und Frieden"

Bundespräsident Joachim Gauck ist in Südkorea mit einem farbenfrohen Empfang begrüßt worden. Vor der koreanischen Nationalversammlung rief er Nord- und Südkorea mit deutlichem Worten zum Dialog auf. Eine Wiedervereinigung nach deutschem Vorbild sehen viele Südkoreaner aber skeptisch.

Von Volker Finthammer | 12.10.2015
    Bundespräsident Joachim Gauck im Gespräch mit der südkoreanischen Präsidentin Park Guyn-hye
    Bundespräsident Joachim Gauck im Gespräch mit der südkoreanischen Präsidentin Park Guyn-hye (Deutschlandradio / Volker Finthammer)
    Es war ein farbenfroher Empfang, als Bundespräsident Joachim Gauck vor dem Blauen Haus, dem Präsidentenpalast, von der koreanischen Präsidentin Park Guyn-hye mit militärischen Ehren begrüßt wurde. Eine gute Stunde nahmen sich die beiden Delegationen anschließend Zeit, um über die deutsch-koreanischen Beziehungen und die deutschen Erfahrungen mit der Wiedervereinigung zu sprechen.
    Nach dem Besuch in Deutschland im März des vergangenen Jahres wurde bereits eine Konsultationsgruppe eingerichtet, die sich kontinuierlich mit diesem Thema befasst. Diese Zusammenarbeit soll nach den Worten von Präsidentin Park weiter ausgebaut werden. Bundespräsident Joachim Gauck habe die Bemühungen für eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen Nord- und Südkorea stets unterstützt.
    "Wir sind uns beide einig, dass die Denuklearisierung Nordkoreas eine hoher Priorität besitzt und das wir uns da gemeinsam für Verbesserungen einsetzen wollen. Auch für bessere humanitäre Bedingungen in Nordkorea wollen wir uns gemeinsam einsetzen."
    Gauck redet vor der koreanischen Nationalversammlung
    Der Bundespräsident verwies nicht nur auf die vermeintlich harten Themen wie etwa die Sicherheitspolitik. Vielmehr könnten auch Dialoge über Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur helfen, um neue Kanäle der Kommunikation zu öffnen, sagte Gauck.
    Noch deutlicher wurde der Bundespräsident später in seiner Rede vor der koreanischen Nationalversammlung: "Auch die Koreaner im Norden des Landes haben ein Recht auf ein Leben in Freiheit und Frieden. In der langen und stolzen Geschichte Koreas sind die vergangenen 70 Jahre vielleicht irgendwann nur noch eine Episode.Verlieren sie nicht die Hoffnung."
    Deutschland werde diesen Weg, wann immer gewünscht, konstruktiv begleiten, sagte der Bundespräsident, der vom Sprecher der Nationalversammlung Jeong Ui-hwa als ein Missionar der Demokratie empfangen wurde.
    Interesse an Entspannungspolitik ungebrochen
    Doch im unmittelbaren Vergleich mit der deutschen Wiedervereinigung werden offenbar auch viele Koreaner skeptisch. Wirtschaftlich liegt Nordkorea nach allen Einschätzungen noch viel weiter zurück als die DDR vor 25 Jahren. Von einem wirklich großen Thema kann man auch nicht sprechen, zumal viele Südkoreaner mittlerweile die hohen Kosten solch einer Wiedervereinigung fürchten. Das Interesse an einer Entspannungspolitik zwischen beiden Landesteilen besteht dagegen ungebrochen fort. Vor diesem Hintergrund gilt es bereits als kleiner Erfolg, dass das Regime in Nordkorea am vergangenen Samstag, dem 70. Jahrestag der Parteigründung, auf eine weitere Machtdemonstration verzichtet hat.
    Bei einem Staatsbankett mahnte Gauck die Vertiefung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen an. Hier dürfe es keine Rückschritte geben. Nicht wenige deutsche Unternehmen, die bereits in Korea engagiert sind, klagen darüber, dass sich die Spielregeln oftmals schnell ändern und einheimische Hersteller bevorzugt werden. Verstärkt werden diese Tendenzen durch die schwächeren Wachstumsraten im Land.