Dienstag, 16. April 2024

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Gaza-Hilfsaktion
Ein Rollstuhl für Abeer

Im Gazastreifen geht der Wiederaufbau nur schleppend voran. Von einem Erfolg im Kleinen berichtet ARD-Korrespondent Torsten Teichmann. Nach seinem Beitrag über Abeer, die an der Glasknochen-Krankheit leidet, konnte mithilfe von DLF-Hörern Ersatz für ihren zerstörten Rollstuhl organisiert werden.

Torsten Teichmann im Gespräch mit Dirk Müller | 25.11.2014
    Die Feuerpause in Gaza trägt, sagt ARD-Korrespondent Teichmann - und beide Seiten profitieren davon. Geblieben ist die Zerstörung, viele Menschen sind weiterhin obdachlos - und das in Anbetracht des kommenden Winters. "Es gibt Hilfe," berichtet Teichmann. Vor allem Nahrungsmittel, aber auch Baumaterial komme in den Gazastreifen. Das sei aber keineswegs ausreichend, um das, was zerstört wurde, wieder aufzubauen.
    "Ich erlebe eine starke Resignation, besonders in Bezug auf die Politik, die von Israel und Ägypten betrieben wird." Und im Gazastreifen sei deutlich spürbar, dass die Menschen in die palästinensische Führung kein Vertrauen hätten.
    "Dafür braucht es einen Wiederaufbau"
    Da kommt die Hilfe aus Deutschland gerade recht. Gestern konnte Teichmann einer jungen palästinensischen Frau, die an der Glasknochen-Krankheit leidet, einen neuen Rollstuhl überreichen. Ihr alter Rollstuhl war durch Gewehrsalven vor Monaten zerstört worden. Dazu Teichmann:
    "Das Entscheidende daran ist, dass es Hörer des Deutschlandfunks waren, die einen Bericht über das Mädchen Abeer gehört hatten, eine junge Frau mit Glasknochenkrankheit, und die gehört haben, dass der Rollstuhl zerstört worden war. Die haben gesagt, wir spenden, wir wollen einen neuen kaufen.
    Das ist für einen Journalisten immer sehr schwierig, weil man macht sich mit der Sache eigentlich nicht gemein, aber in dem Fall habe ich gesagt, gut, wir versuchen, das zu unterstützen mit einem Kollegen von Ihnen und einer deutschen Firma, und der Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen (UNRA) ist es in drei Monaten gelungen, einen Rollstuhl hier nach Gaza zu bekommen. Auch mit Hilfe der israelischen Militärverwaltung, denn die muss so einem Export eines Rollstuhls oder Import nach Gaza erst mal zustimmen.
    Großes Zittern noch letzte Woche, ob denn über den Grenzübergang Kerem Schalom hier im Süden des Gazastreifens die Kiste mit dem Rollstuhl auch wirklich innerhalb eines Tages rüberkommt. Das hat alles geklappt. Das war besser, als wir uns das je vorgestellt hatten, und gestern hat die junge Frau diesen Rollstuhl bekommen.
    Sie fährt jetzt damit durch Gaza, sie kann wieder zur Universität damit fahren, sie kann sich auch bei diesem Wetter nach draußen bewegen. Sie kann in den Club, den sie besucht, eine Art Sportclub für behinderte Menschen, eine der wenigen Einrichtungen, die sich um behinderte Menschen hier in Gaza kümmern. Den kann sie dadurch wieder besuchen und das gibt ihr einfach ein Leben zurück, das sie nach dem Krieg nicht hatte. Die große Frage ist nach wie vor, wie ist das mit dem Aufladen des Rollstuhls, denn es gibt hier nach wie vor acht Stunden Strom, acht Stunden keinen. Das war nach wie vor eine Frage, die wir jetzt im Moment und die Ihre Hörer derzeit nicht lösen können. Dafür braucht es einen Wiederaufbau, und dafür braucht es eine politische Lösung um und in Gaza."