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Gaza-Streifen
Mehr als 50 Tote und 2.000 Verletzte

Bei Protesten und Übergriffen entlang des israelischen Grenzzauns im Gazastreifen hat es viele Opfer gegeben. Etwa 50 Menschen wurden nach palästinensischen Angaben von israelischen Soldaten getötet.

14.05.2018
    Palästinensische Demonstranten protestieren nahe der Grenze zwischen Gaza und Israel, im Hintergrund brennen Autoreifen.
    Proteste im Gazastreifen (AFP / Mahmud Hams)
    Rund 1.200 Menschen seien angeschossen worden, insgesamt 2.400 Menschen verletzt worden. Der palästinensische Gesundheitsminister Dschawad Awad warf Israel ein "Massaker an unbewaffneten Demonstranten" vor. Israels Außenministerium machte die radikal-islamische Hamas für die Toten verantwortlich. Die Terrororganisation stehe hinter der Kampagne, die israelischen Sicherheitsanlagen zu sabotieren.
    Demonstranten zünden Reifen an, Soldaten schießen mit Tränengas
    Neue palästinensische Proteste östlich von Gaza-Stadt (AFP/Mohammed Abed)
    Nach Angaben der israelischen Armee beteiligten sich mehr als 35.000 Menschen auf palästinensischer Seite an zwölf verschiedenen Orten an den Protesten, aus denen es heraus zu Krawallen am Grenzzaun kam. Die Randalierer hätten Brandbomben und explosive Gegenstände auf Soldaten geworfen, hieß es in einer Stellungnahme der Armee. Man schieße nur im Notfall und auch dann nur auf die Beine.
    Die israelische Luftwaffe flog nach eigenen Angaben drei Luftangriffe auf Trainingscamps der Hamas. Zuvor hatte es den Angaben zufolge Feuergefechte mit den Extremisten gegeben.
    UNO-Generalsekretär Guterres äußerte sich betroffen über die Gewalt im Gazastreifen. Die Ausschreitungen verdeutlichten, dass eine politische Lösung des Konflikts unabdingbar sei, sagte Guterres in Wien. Er fügte hinzu, es gebe keinen Plan B zur Zwei-Staaten-Lösung. Die israelischen Nachbarstaaten Jordanien und Ägypten verurteilten die Gewalt im Gazastreifen. Sie richte sich gegen wehrlose Palästinenser. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte auf Twitter, man erlebe eine schändliche Verletzung des internationalen Rechts und der Menschenrechte im Gazastreifen.
    Auch im Westjordanland nahmen Tausende Palästinenser an einem Protestmarsch teil. Sie trugen palästinensische und schwarze Flaggen sowie Schlüssel. Damit wiesen sie auf ihre Forderung nach einer Rückkehr in die Gebiete hin, aus denen 1948 im Zuge der israelischen Staatsgründung Hunderttausende Palästinenser geflohen sind oder vertrieben wurden.
    Die radikalislamische Hamas wird von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft und hat sich die Zerstörung des Staates Israel auf die Fahne geschrieben.
    Anlass für die gewaltsamen Proteste ist der 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels, aber auch die heutige Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem. Die Bundesregierung rief alle Beteiligten zur Mäßigung auf. Die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem dürfe kein Anlass für Gewalt sein, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Der palästinensische Premierminister Rami Hamdallah warf den Vereinigten Staaten in einer Erklärung eine "eklatante Verletzungen des Völkerrechts" vor.
    Russland äußerte sich besorgt über die Verlegung der Botschaft. Dies könne die Spannungen im Nahen Osten weiter verstärken, sagte Kremlsprecher Peskow russischen Agenturen zufolge.
    Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Schmid, bedauerte die Verlegung der US-Botschaft. Die USA hätten sich in dieser hoch umstrittenen Frage eindeutig auf die Seite Israels gestellt, was ihre Rolle als Vermittler im israelisch-palästinensischen Konflikt eher schwäche, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung.