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Geben und Nehmen
"Korruption ist der Regelfall"

Die Geschichte der Korruption ist lang - auch in Deutschland gehört sie zu Wirtschaft und Politik dazu. Und nach Ansicht des Historikers Jens Ivo Engels stellt sie hierzulande ebenso wenig wie anderswo eine Ausnahme dar. Sie sei der Regelfall, sagte er im DLF, vor allem wenn man sich anschaue, was Korruption überhaupt ausmache. Allerdings könne Korruption auch heilsame Kräfte entfalten.

Jens Ivo Engels im Gespräch mit Michael Köhler | 31.05.2015
    Symbolbild für Korruption
    Symbolbild: Geldgeschenke für Gefälligkeiten (picture alliance / dpa / Foto: Jens Kalaene)
    Vetternwirtschaft, der Austausch von Gaben, es müsse ja kein Geld sein, es könnten ja auch andere Gefälligkeiten sein - all das mache Korruption aus, erläuterte der Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Technischen Universität Darmstadt. Jeder, der ein wenig von dieser Sache verstehe, der wisse, dass Politik nur so funktioniert, indem man kleine Leistungen austauscht, indem man Gefolgschaften bildet, indem man im Grunde Patronage und Klientelismus ausbildet. Das sei manchmal sichtbarer - wie vielleicht damals in Zeiten von Helmut Kohl - und manchmal sei es weniger sichtbar.
    Korruption könne aber auch zu Reformen führen, die großen Staatsreformen Anfang des 19. Jahrhunderts seien darauf zurückzuführen, dass man gegen Korruption vorgegangen sei. Wichtig sei nur, die Maßstäbe zu behalten und sehr genau zu unterscheiden zwischen dem, was wirklich kritikwürdig sei und dem, was einfach nur Petitessen darstellten.
    Hinweis: Das Gespräch können Sie mindestens fünf Monate lang als Audio-on-demand abrufen.