Freitag, 19. April 2024

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Gedenken an Brünner Todesmarsch
Ein Zeichen der Versöhnung

Rund 300 Deutsche und Tschechen haben an Tod und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Beim "Todesmarsch von Brünn" kamen vor 70 Jahren Schätzungen zufolge 2.000 bis 5.200 deutschsprachige Bürger der Stadt ums Leben. Mit dem gemeinsamen Gedenken sind aber nicht alle einverstanden.

30.05.2015
    Sudetendeutsche betreten die Güterwaggons, mit denen sie 1946 die Tschechoslowakei verlassen müssen.
    Pro Person 40 Kilogramm Gepäck durften die Sudetendeutschen 1946 bei ihrer Vertreibung aus der Tschechoslowakei mitnehmen. (picture alliance / CTK)
    In einem bewegenden Gedenkmarsch zogen Tschechen und Deutsche gemeinsam vom Ort eines Massengrabes in der Stadt Pohorelice ins 30 Kilometer entfernte Brünn (Brno). "Zu Beginn waren wir nur zu dritt", sagte Organisator Jaroslav Ostrcilik der Nachrichtenagentur CTK über den ersten Gedenkmarsch vor neun Jahren. Den damaligen Leidensweg in umgekehrter Richtung nachzugehen, sei ein Zeichen der Versöhnung mit den Überlebenden und sich selbst. Ende Mai 1945 waren mehr als 20.000 Einwohner Brünns ohne Wasser und Verpflegung in Richtung Wien getrieben worden.
    In diesem Jahr stellte sich erstmals die Stadt Brünn offiziell hinter die Initiative und verabschiedete eine Versöhnungserklärung zum "Brünner Todesmarsch". Deutliche Kritik daran kam aus den Reihen ehemaliger Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. "Wir sehen keinen Grund, uns bei den Brünner Deutschen zu entschuldigen, die dem tschechischen Volk so viel Unrecht und Leid angetan haben", hieß es in einer Stellungnahme.