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Gedrückte Stimmung

Mit der Wahl Barack Obamas hat sich nichts geändert. Die Republikaner behalten im Repräsentantenhaus die Mehrheit und die Demokraten im Senat. Damit bleibt der Stillstand, der "Gridlock in DC". Das sei Gift für die Märkte, fürchten die Händler.

Von Miriam Braun | 07.11.2012
    Einen Tag nach der Präsidentschaftswahl ist es ruhig an der New Yorker Börse. Die Enttäuschung steht den Händlern ins Gesicht geschrieben.

    "I think we had a minute shot that Romney might be the winner here, but overall, I mean, it just wasn't confident enough. Even myself, I voted for Romney, but I had a feeling that he wasn't gonna make it.”"

    Hier auf dem Parkett hatten die meisten auf Mitt Romney gesetzt, sagt Louis Sulsenti, der selbst auch den Republikaner gewählt hat. Trotzdem habe er schon gestern ein ungutes Gefühl gehabt, dass der es nicht schaffen könnte. Der Dow Jones musste zu Marktstart schon mehr als ein Prozent abgeben. Auch Händler Alan Valdes ist unzufrieden mit dem neuen, alten Präsidenten:

    ""Das wird ein hartes nächstes Jahr für die Märkte. Das fiskalische Kliff wird durch ihn noch schlimmer wirken. Er ist ein Ideologe, er kann nicht mit den Republikanern zusammenarbeiten."

    Seit Montag habe sich nichts geändert. Denn neben der Einzelfigur des Präsidenten behalten auch die Republikaner im Repräsentantenhaus die Mehrheit und die Demokraten im Senat. Eine Konstellation, die zuletzt zu einer nahezu handlungsunfähigen Regierung in Washington geführt hat. Da beide Parteien sich gegenseitig unaufhörlich blockierten. Dieser "Gridlock in DC", der Stillstand, bleibe – Gift für die Märkte. Teddy Weisberg:

    "Viele Menschen, aber eben nicht genug, wollten dem endlich ein Ende setzen. Der Handlungsunfähigkeit der Regierung und der Politiker. Niemandem bringt das etwas. Es schafft nur weitere Unsicherheiten anstatt Sicherheiten, wie es mit den Problemen weitergehen wird."

    Teddy Weisberg geht davon aus, dass es mit dem unveränderten Status quo in Washington, vorerst keine Lösung gegen das drohende fiskalische Kliff geben wird. Ende des Jahres laufen unter Präsident Bush beschlossene Steuervergünstigungen aus, bei gleichzeitigem Einsetzen von enormen Sparmaßnahmen. Das schüre große Unsicherheit – und die Märkte könnten mit nahezu allem umgehen, außer mit Unsicherheit. Auch Alan Valdes ist der Meinung, dass es auch in den vergangenen vier Jahren weniger Präsident Obama und seine Regierung gewesen sei, als die Notenbank, die für den Aufschwung an den Märkten gesorgt habe:

    "The only reason this market behind us is up, is because of low interest rates and the Fed is pumping 40 billion dollars a month into the market. He gonna has to unwind eventually, and that's where the problems come in. None of these problems address jobs."

    Die Notenbank pumpe 40 Milliarden monatlich in die Märkte und die Leitzinsen stehen bei nahezu null Prozent. Jetzt werde es Zeit, dass aus Washington Ideen kommen, die Jobs schaffen, so der Händler. Und was ist mit weiterer Regulierung? Auch die fürchtet man auf dem Parkett. Die Juristin und Demokratin Elisabeth Warren wird für Massachusetts in den Senat einziehen. Sie war maßgeblich an den Umsetzungen zur Verbraucherschutzbehörde nach der Wirtschaftskrise 2008 beteiligt – und fordert schon lange eine weitere für Finanzprodukte.

    ""She is gonna push for more regulations, so it is gonna be a more regulated market. And I just don't think it's gonna be a good year for the market.”"

    Sie werde auf jeden Fall mehr Regulierungen vorschlagen. Es wird kein gutes Jahr für den Markt, meint Wall Street Händler Valdes.

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