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Gefährliche Einwanderer

Medizin. - Selten hat sich ein für den Menschen mitunter tödlicher Krankheitserreger so schnell über einen Kontinent ausgebreitet wie das West-Nil-Virus in Nordamerika. 1999 ist es in New York zum ersten Mal aufgefallen, im Sommer 2001 gab es bereits 66 Erkrankungen und neun Todesfälle, und im vergangenen Jahr ist das Virus fast in allen Bundesstaaten der USA angekommen und hat über 260 meist alte Menschen getötet. Die Krankheitswelle beginnt immer erst im Spätsommer und deshalb erwarten die Behörden auch für dieses Jahr noch viele Ansteckungen. Für Deutschland gibt es zwar keinen Grund zur Besorgnis, aber auch hier interessiert sich das Robert-Koch-Institut dafür, ob Zugvögel, vor allem Störche das Virus tragen.

20.08.2003
    Das West-Nil-Virus hat sein Stammgebiet in Nordafrika und Israel. Vögel sind die Hauptträger der grippeartigen Infektion. Sollte das Virus also nach Europa kommen, dann dürften Zugvögel die Boten sein. Von Vögeln übertragen Mücken das Virus vor allem auf Pferde, Infektionen bei Menschen sind normalerweise die Ausnahme. Das Robert-Koch-Institut organisiert derzeit einen Bluttest von 400 Störchen, die in Afrika überwintern. Im vergangenen Jahr wurden bereits 600 Zugvögel untersucht. Beim Menschen verläuft die Krankheit in 80 Prozent der Fälle ohne Symptome. Nur in wenigen Fällen kommt es zu Kopf- und Rückenschmerzen, Fieber, Mattigkeit und Lymphknotenschwellungen. Bei einem Prozent kann aber eine Hirnhautentzündung auftreten, die bei wiederum knapp jedem Zehnten tödlich verläuft. Das Virus ist verwandt mit den Erregern von Gelbfieber oder Dengue-Fieber.

    Die deutschen Gesundheitshüter hoffen, in der Vogelstudie Antikörper zu finden. Denn auch in Europa hat es in der Vergangenheit bereits West-Nil-Fälle gegeben, beispielweise in Rumänien, sie blieben aber immer lokal begrenzt. Die Krankheit kommt also auch hier vor, jedoch scheint die Natur sie im Griff zu haben, denn sie führt im Allgemeinen nicht zu größeren Problemen. In Amerika sieht die Situation jedoch anders aus: Dort wurde das Virus - wahrscheinlich aus Israel – eingeschleppt und stieß bei New York auf eine Vogelpopulation, die nicht darauf vorbereitet war. Zusätzlich sorgen die klimatischen Bedingungen in den USA für eine einfachere Verbreitung der Viren über Mücken. Auf der Suche nach einem Impfstoff konnte die US-Gesundheitsbehörde NIH in dieser Woche nun erste Fortschritte melden. Beim Affen sei ein Impfstoff erfolgreich gewesen. Noch in diesem Jahr sollen Tests auch beim Menschen beginnen.

    [Quelle: Grit Kienzlen]