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Gefahr aus dem Toner

Wer direkt daneben steht, kann es riechen, wenn ein Blatt Papier frisch bedruckt wird. Und manche Menschen führen massive gesundheitliche Beschwerden auf Drucker oder Kopierer zurück. Und in der Tat: Aus den Geräten kommt mehr als bedrucktes Papier.

Von Gabi Krings | 17.03.2010
    In einer komplizierten Versuchsanordnung gelang es einem Forscherteam des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene an der Uniklinik Freiburg Druckeremissionen, also Feinstäube, direkt auf humane Zellkulturen der Lunge zu leiten. Das Ergebnis hatte die Wissenschaftler selbst erstaunt: Institutsleiter Professor Volker Mersch-Sundermann war überrascht

    "dass wenn man Zellen mit diesen Emissionen exponiert, sie vor allen Dingen genetische Schäden zeigen, und zwar in sehr signifikantem Maße, in sehr umfangreicher Art und Weise, sodass wir es hier mit mutagenen Stoffen zu tun haben, also mutationsauslösenden Stoffen auf das genetische Material."

    Eine Mutation in Zellsystemen kann harmlos sein. Entweder, weil das genetische Material der Zelle gar nicht mehr gebraucht wird oder weil die Zelle sich selbst wieder repariert. Allerdings können solche Gen-Schäden auch dazu führen, dass die Zelle abstirbt, wodurch sich Entzündungen bilden können. Im schlimmsten Fall kann sich eine DNA-geschädigte Zelle auch in eine Tumorzelle umwandeln und Krebs auslösen:

    "Das ist natürlich ein Punkt, der letztendlich sehr ernst zu nehmen ist.
    Man muss hier sagen, das sind erste Ergebnisse in In-Vitro-Systemen, in
    isolierten Lungenzellsystemen, aber letztendlich ist es ein wichtiger
    Indikator dafür, dass Stoffe, die eben freigesetzt werden können aus diesen Geräten, auch im humanen Organismus zu Mutationen führen können, wenn sie dann die entsprechenden Zielzellen auch erreichen."

    Welche Risiken tatsächlich von Druckern oder Kopierern ausgehen, können die Umweltmediziner noch nicht sagen. Doch es gibt Hinweise. Winfried Ebner, Leiter der umweltmedizinischen Ambulanz am Institut, betreut Patienten, die an akuten Beschwerden leiden.

    "Probleme mit den Atemwegen werden sehr häufig berichtet, überhaupt Probleme mit den Schleimhäuten des oberen Respirationstraktes, auch Probleme mit den Augen, Augenbrennen, Augenrötung, Augenreizung."

    Bis hin zu unspezifischen Schmerzen am ganzen Körper. Ob diese akuten Symptome allerdings wirklich mit dem Druckerfeinstaub zusammenhängen, müssen weitere Studien erst zeigen. Für die Gefahr von chronischen Schäden haben die Wissenschaftler nun allerdings konkrete Anzeichen gefunden. Sie fanden auch heraus, dass nicht jeder Drucker oder Kopierer gleich viel Feinstaub ausstößt und dass sich auch die Zusammensetzung dieses noch
    weitgehend unerforschten Partikel-Gemischs unterscheidet. Professor Volker Mersch-Sundermann:

    "Es kommt auf die Tonermaterialien an, es kommt auf das Verfahren an, wie gedruckt wird, es kommt auf das Papier an, das verwendet wird, es kommt auf die Charche des Tomners an, die eingesetzt wird, das alter der Geräte spielt eine Rolle, der Wartungszustand: wir haben in Freiburg zum Beispiel Geräte untersucht, die furchtbare Partikelschleudern waren, die wurden dann gewartet und danach waren die vollkommen sauber."

    Bis klar ist, wie sich die Emissionen auf den menschlichen Organismus langfristig auswirken, rät der Freiburger Umweltmediziner, Kopierer und Laserdrucker in separate Räume zu stellen. Sie sollten vor allem auch gut belüftet sein, damit sich der Feinstaub dort nicht sammeln kann.