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Gefahr für das Trinkwasser

Wenn ein Traktor bei Feld- und Transportarbeiten eingesetzt wird, muss er an zahlreichen Stellen regelmäßig geschmiert werden, so zum Beispiel an der Vorderachse, Lenkung und an der Heckhydraulik. Nach Angaben eines führenden Herstellers von landwirtschaftlichen Maschinen werden hierfür pro Woche etwa zehn bis 20 Gramm Fett benötigt. Dieser Verbrauch entsteht unter anderem dadurch, dass sich ein Teil des Schmiermittels durch Reibung an Wellen und Gelenken löst und auf dem Boden verteilt. Handelt es sich dabei um ein Produkt aus Mineralöl, stellen solche Abfälle aber vor allem fürs Grundwasser eine Gefahr dar. Denn grundsätzlich kann ein Liter Mineralöl etwa eine Million Liter Trinkwasser ungenießbar machen. Dies bestätigt Wolfgang Leuchs, Grundwasserexperte beim nordrhein-westfälischen Landesumweltamt:

Von Ludger Koch | 12.07.2004
    Das ist eine Zahl oder ein Verhältnis, was in der Literatur oft genannt ist und das herrührt von der niedrigen Geruchsschwelle und Geschmacksschwelle, die Mineralölkohlenwasserstoffe haben. Die liegt in der Gegend von 0,001 bis 0,1 Milligramm pro Liter. Wenn man das hochrechnet, kommt man eben auf ein Liter Öl auf eine Million Liter Wasser. Dieses Verhältnis ist aber nur gegeben, wenn man eben diesen Liter Öl direkt in das entsprechende Wasservolumen einmischen würde.

    Die Gefahr einer Verschmutzung des Grundwassers bestehe also nur dann, wenn größere Mengen Mineralöl an einer Stelle im Boden versickerten. Zu solchen Schäden sei es bislang aber nur durch ausgelaufene Fässer oder Tanks gekommen, betont Leuchs.

    Auch beim Bundeslandwirtschaftsministerium ist noch kein Fall bekannt, bei dem Schmierfett von Traktoren zu größeren Boden-Verunreinigungen geführt hätte. Dennoch sollte man dieses Problem nicht unterschätzen. Denn Teile der Fettablagerungen können sich bei Regen mit dem Niederschlagswasser vermischen und dann in den Boden eindringen. Aber vor allem im Flachland kann bereits nach einem halben oder nach einem Meter Tiefe das Grundwasser beginnen. An der Geländeoberfläche ist das normalerweise kaum zu erkennen. Denn solche Gegenden müssen nicht in jedem Fall auch als Wasserschutzgebiete ausgewiesen sein, so dass warnende Hinweisschilder oft fehlen.

    Wir haben in Deutschland generell einen flächendeckenden Grundwasserschutz. Also es ist nicht so, dass außerhalb der Wasserschutzgebiete Grundwasser keinen Schutzanforderungen unterläge. Ganz im Gegenteil haben wir in unserem bundesdeutschen Wasserhaushaltsgesetz eigentlich sehr strenge Anforderungen definiert, die letztendlich besagen, dass Grundwasser an jeder Stelle im Lande zu schützen ist, weil man sicherstellen will, dass auch künftige Generationen noch an jeder Stelle zum Zwecke der Trinkwassernutzung Wasser entnehmen können.

    Schmiermittel aus Mineralöl, die beim Einsatz eines Ackerschleppers verlorengehen, werden zwar durch Bakterien im Boden, in Gewässern und auch im Grundwasser abgebaut. Aber das kann Jahre dauern, wenn es sich hierbei um größere Mengen solcher Schmierstoffe handelt. Aus diesem Grunde ist es schon ein großer Fortschritt, dass Traktorenhersteller heute bei manchen ihrer Fahrzeuge erlauben, auch biologisch abbaubare Fette benutzen zu können. Solche aus Pflanzenölen hergestellten Schmiermittel haben im Vergleich zu Mineralölprodukten vor allem den Vorteil, dass sie durch Bakterien schneller zersetzt werden. Darüber hinaus werden sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, während Mineralöl als natürliche Ressource nur begrenzt verfügbar ist.