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Gefräßige Riesengalaxie
M 87 wächst weiter

Die elliptische Riesengalaxie M 87 im Sternbild Jungfrau zählt zu den größten Vertretern ihrer Klasse in unserer kosmischen Nachbarschaft. Vermutlich enthält sie mehrere Billionen Sterne.

Von Hermann-Michael Hahn | 24.09.2015
    Die elliptische Riesengalaxien M 87
    Die elliptische Riesengalaxien M 87 (ESO)
    M 87 steht gut 50 Millionen Lichtjahre entfernt im Zentrum des Virgo-Galaxienhaufens. Dort dürfte sie schon wiederholt kleinere Galaxien verschluckt und so ihre heutige Größe erreicht haben.
    Jetzt hat Alessia Longobardi, Doktorandin am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching, konkrete Hinweise auf einen solchen galaktischen Kannibalismus in jüngerer Vergangenheit entdeckt.
    Mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile haben sie und ihr Team die Bewegung von etwa 300 Planetarischen Nebeln in den Außenbezirken von M 87 untersucht. Das sind leuchtende, abgestoßene Hüllen alternder Sterne, die sich durch ihr besonderes Licht von normalen Sternen unterscheiden.
    Position der Galaxie M 87 nahe der Grenze zwischen Jungfrau und Haar der Berenike
    Position der Galaxie M 87 nahe der Grenze zwischen Jungfrau und Haar der Berenike (Stellarium)
    54 dieser Planetarischen Nebel zeigten ein auffälliges, gemeinsames Bewegungsmuster, das nicht zum sonstigen Rotationsverhalten der elliptischen Galaxie passt.
    Dafür passt das Bewegungsmuster ebenso wie die räumliche Verteilung der Nebel zu der Annahme, dass diese Objekte im Zuge einer galaktischen Kollision vor einigen hundert Millionen Jahren von außen eingedrungen sind.
    Durch ergänzende Messungen konnten die Garchinger Forscher sogar die Eigenschaften der verschluckten Galaxie rekonstruieren. Danach dürfte es sich um eine kleine Spiralgalaxie mit rund sechs Milliarden Sonnenmassen gehandelt haben.