Samstag, 20. April 2024

Gefreiter des Stasi-Wachregiments
"Innerlich kocht man natürlich"

25. Oktober 1989. Ein Gefreiter des Wachregiments Feliks Dzierzynski zu seinem Einsatz bei einer Demonstration der Opposition:

25.10.2014
    Zu sehen sind Demonstranten auf dem Marx-Engels-Platz in Ostberlin am 24.10.1989 nach der Wahl von Egon Krenz zum Staatsratsvorsitzenden der DDR. Sicherheitskräfte stehen bereit.
    Das Wachregiment "Feliks Dzierzynski" war Teil der Bewaffneten Organe der DDR. Es unterstand dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR. (picture-alliance/ dpa / Wolfgang Kumm)
    "Für mich war es konkret der erste Einsatz als Sicherungsposten überhaupt auch gleich bei einer Demonstration. Und ich muss sagen, ich bin mit den Erwartungen dorthin gegangen, eine friedliche, niveauvolle Demonstration zu erleben. Mit Teilnehmern, die dafür eintreten, dass Fehler in unserem Land, in unserem Staat abgebaut werden, friedlich abgebaut werden. Und ich muss sagen, dass ich im Großen und Ganzen doch so ziemlich enttäuscht wurde. Auch ich wurde beleidigt, auch mir hat man ‚Russensau', ‚Zonenschwein', ‚dreckiger Hund', ‚feiges Gelumpe' nachgebrüllt. Auch mir wurde persönlich angeboten, dass ich mir die Zähne rausschlagen lassen kann. Ich hab dann natürlich nun nicht vor Angst gezittert, aber innerlich kocht man natürlich, wenn man sich sowas anhören muss. Und wenn man dabei ruhig stehen bleiben muss, die Hände auf dem Rücken. Jeder Soldat nimmt sich bei uns vor, da wirklich ruhig stehen zu bleiben, weil wir als allerletzte irgendeine Konfrontation haben wollen. Ich stehe da nicht, um friedliche Demonstranten zu verprügeln, sondern ich stehe da, um wirklich Schlägertypen und Gewalt suchende Leute davon abzuhalten, hier die Anarchie bei uns durchzusetzen."