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Geheimdienst enttarnt
Chinas Spionage über die Sozialen Netzwerke

Ausländische Geheimdienste sind in Deutschland nach wie vor sehr aktiv. Ihre Methoden haben sich jedoch geändert. Gerade chinesische Geheimdienste nutzen immer stärker soziale Medien, um in Deutschland Spione anzuwerben. Die Kontaktaufnahme erfolgt auch über Netzwerke wie LinkedIn.

Von Gerwald Herter | 10.12.2017
    Ein Mann mit Kapuzenpullover sitzt im Schatten eines Tunnels an einem Laptop
    Mehr als 10.000 deutsche Staatsbürger sollen über die Plattform LinkedIn eine Kontaktanfrage erhalten haben (imago / Jochen Tack)
    Eva Han begeistert sich dafür, Neues kennen zu lernen. Ihre Leidenschaft ist "die Zusammenarbeit". Sie wohnt angeblich in Peking und verfügt über mehr als 500 LinkedIn-Kontakte. Allen Liu hat zwar kein Foto auf sein Profil gestellt, ist jedoch daran interessiert, in Unternehmen und Institutionen "Talente" zu finden. Jason Wang hingegen hat sich zum Ziel gesetzt, so sein Profil, "die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Frankreich, der EU und China" zu verbessern, und zwar auf " verschiedensten Feldern".
    Diese Angaben sind nicht völlig falsch, doch die Personen, die diese Profile angeblich betreiben, gibt es nicht. Es sind Fake-Profile - das hat das Bundesamt für Verfassungsschutz herausgefunden. Die Beamten gehen davon aus, dass sie von einem chinesischen Nachrichtendienst angelegt wurden, um Kontakte "anzubahnen". Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen sagt, dass chinesische Nachrichtendienste "neue Angriffsstrategien im digitalen Raum" benutzen: "Soziale Netzwerke, insbesondere LinkedIn", so Maaßen weiter, "werden im großen Stil zur Abschöpfung und Quellenwerbung" eingesetzt. Schon im letzten Verfassungsschutzbericht war nachzulesen, wie das grundsätzlich funktioniert:
    "Der Modus Operandi ist fast immer gleich: Vermeintliche Wissenschaftler, Jobvermittler und Headhunter knüpfen Kontakte mit Personen, die über ein aussagekräftiges Personenprofil verfügen. Sie werden mit verlockenden Angeboten geködert und schließlich nach China eingeladen; dort erfolgt die nachrichtendienstliche Anbahnung."
    Gerade chinesische Geheimdienste nutzen immer stärker soziale Medien, um in Deutschland Spione anzuwerben. Die Kontaktaufnahme erfolgt auch über Netzwerke wie LinkedIn. Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen sagt, dass chinesische Nachrichtendienste "neue Angriffsstrategien im digitalen Raum" benutzen.
10. Dezember 2017
    Ein LinkedIn Fake-Profil aus China (LinkedIn / Screenshot)
    Eine Arbeitsgruppe ist im Einsatz
    Am Anfang steht immer öfter der Kontakt übers Internet. Mehr als 10.000 deutsche Staatsbürger sollen über die Plattform LinkedIn eine Kontaktanfrage erhalten haben, hinter der chinesische Nachrichtendienste steckten. Und die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher sein. Wohin das führen soll, ist bekannt:
    "Durch eine langfristig angelegte, geduldige "Kultivierung" sollen die Kontaktpersonen aus Politik und Wirtschaft dazu verleitet werden, dem vorgeblichen Freund auch vertrauliche Informationen preiszugeben und zum Informanten oder sogar Agenten für einen chinesischen Dienst zu werden."
    Das Bundesamt für den Verfassungsschutz hatte Anfang des Jahres eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die der Sache auf den Grund ging. Vermutlich hatten die Verfassungsschützer dabei selbst Fake-Profile angelegt, um sich so zu tarnen.