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Geld für besondere Leistungen in Forschung, Lehre oder Weiterbildung

Die "W-Besoldung" heißt so, weil sie für Menschen ist, die in der Wissenschaft arbeiten. Manche aber halten das "W" für die Abkürzung von "weniger". Denn wer nach dieser Besoldung bezahlt wird, bekommt bis zu ein Drittel weniger als die Professoren früher bekamen. Seitdem wird das Gehalt nicht mehr automatisch mehr, je älter der Bezieher wird, sondern man kann es durch leistungsbezogene Zulagen aufbessern.

Von Esther Körfgen | 04.01.2010
    Es ist sicher alles andere als einfach, seine eigene Arbeit zu loben, schriftlich, und dann damit zum Dekan seiner Hochschule zu gehen. Aber es muss sein, heutzutage, wenn man als Professor mehr Geld haben will. Und zwar alle zwei bis drei Jahre aufs Neue, denn nur so lange hält sich eine Leistungszulage:

    "Also eine Selbstlobhudelei verfassen und sagen: Ich war ganz toll in der Lehre und deshalb muss ich unbedingt 150 Euro Leistungszulage haben. Das macht man eigentlich ungern."

    Meint auch Uwe Wilkesmann. Der Soziologie-Professor der Dortmunder TU untersucht in einer Studie, ob Zusatzleistungen einen Einfluss auf die Lehrmotivation von Professoren haben. Und kann jetzt schon eine Zwischenantwort geben: Jein.

    "Ja, diese neuen Steuerungsinstrumente haben einen Einfluss, allerdings bisher einen geringeren Einfluss. Den größeren Einfluss machen eher bisher solche Faktoren aus, ob die Professoren schon an sich intrinsisch motiviert sind, also von sich heraus motiviert sind, Lehre zu machen."

    Sprich: hoch motivierte Professoren können mit der Aussicht auf Leistungszulagen offenbar dazu gebracht werden, sich noch mehr zu engagieren. Das heißt, wenn die jeweilige Hochschule das Geld auch bereitstellt, denn die Leistungsbezüge sind freiwillig - und werden noch lange nicht überall gezahlt. Darüber klagt auch eine Professorin aus Nordrhein-Westfalen, die ihren Namen nicht nennen möchte, weil sie jetzt endlich in Besoldungs-Verhandlungen mit ihrer Hochschule steht:

    "Bis zu einem C3-Gehalt, also dem was ich früher bekommen hätte, fehlen mir etwa 1500 bis 2000 Euro, es ist völlig unrealistisch, denke ich, das an Leistungsbezügen zusätzlich zu bekommen, wenn man besondere Leistungen in Forschung und Lehre zeigt, heißt es, hat man Recht auf Leistungsbezüge, tatsächlich sind die Regelungen dafür zum Teil noch gar nicht hergestellt, also bleiben die W2-Professoren einfach auf diesem Grundgehalt."

    3000 Euro netto verdient sie, wovon aber noch die Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen werden muss. Das ist weniger als das Gehalt eines Gymnasiallehrers. Sie arbeite 60 bis 80 Stunden pro Woche, habe Forschungspreise bekommen und sei für einen Lehrpreis vorgeschlagen worden, ohne dass sich dies bislang in der Besoldung niedergeschlagen habe.

    "Was ich mir gewünscht habe, ist Freiheit in der Forschung. Das bedeutet für mich, dass ich Zugang habe zu Büchern und Wissenschaftsjournalen. Die leider sehr teuer sind. Das kann ich mir alles nicht leisten. Für einen wissenschaftlichen Austausch bin ich darauf angewiesen, nach Amerika oder Kanada Kontakte zu etablieren, das kann ich mir alles nicht leisten."

    Sie hat Klage gegen ihre Universität eingereicht, gegen das als unangemessen niedrig empfundene Gehalt, zusammen mit anderen Professoren und unterstützt vom Deutschen Hochschulverband. Gemeinsam wollen sie erreichen, dass das Besoldungsgesetz noch einmal überarbeitet wird. Der Hochschulverband wünscht sich Professoren-Gehälter, die zurzeit den Dekanen, Rektoren und Präsidenten zustehen. Die Hochschulen aber stöhnen auch so schon über das Mehr an Geld, das sie jetzt auf einen Batzen zahlen sollen, weil nahezu alle Professoren, die vor fünf Jahren berufen worden sind, die Leistungszulagen beantragt haben. Für besondere Leistungen in Lehre und Forschung. An der Fachhochschule Köln beispielsweise arbeitet gerade Präsident Joachim Metzner einen solchen Berg von Anträgen ab:

    "Die Anträge sind insgesamt so gestaltet, dass es erstens sehr schwierig ist durch die Unterlagen hindurch zu steigen, was davon bloße Rhetorik ist und was solide Ergebnisse sind. Auf der anderen Seite ist mein Eindruck, dass die Leute in sehr großer Zahl zu Recht mehr Leistungszulagen einfordern als das vom System her überhaupt vorgesehen ist. Also wir werden schon sehen müssen, dass wir aus zusätzlichen Budgetquellen die Leistungen honorieren."

    Joachim Metzner will lieber eine ganze Stelle einsparen, als weniger Leistungszulagen zu bezahlen. Schließlich komme die W-Besoldung dem Renommee der Hochschule zugute. Denn sie habe etwas erreicht, was lange Zeit Stiefkind an einer Fachhochschule war: dass die Forschung aufgewertet wird. Weil jetzt viel mehr Forschungsanträge gestellt werden, als jemals zuvor.