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Geld für den Klimaschutz

Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel weltweit sollen auch aus der Privatwirtschaft kommen. Das Bundesumweltministerium und die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Förderbank des Bundes, haben heute einen Klimaschutzfonds ins Leben gerufen, der auf private Finanzierung setzt.

Von Philip Banse | 29.06.2010
    Der Fonds soll helfen, in Schwellen- und Entwicklungsländern Projekte zu finanzieren, bei denen Energie gespart oder auf erneuerbaren Energien umgerüstet wird. Also: Schweinezüchter in Mozambique beheizen ihre Ställe nicht mehr mit Öl, sondern mit Wärme aus Futterresten. Diese klimafreundliche Umrüstung muss finanziert werden, und dafür soll der heute unterzeichnete Fonds Kredite bereit stellen: Banken und Sparkassen aus Brasilien, Indien oder Somalia beispielsweise können beim Klimafonds Kredite beantragen, um selbst dann bei sich im Land Kredite an etwa Schweinezüchter zu vergeben. Das besondere an diesem Klimafonds sei, so Umweltminister Norbert Röttgen, dass mit ihm vor allem privates Geld für die Bekämpfung des Klimawandels eingesammelt werde:

    "Wir würden scheitern, wenn wir es auf öffentliche Mittel reduzieren würden, weil öffentliches Geld nicht ausreicht, um einen enormen, globalen, fundamentalen Umstrukturierungsprozess hin zu Klima schonender, nachhaltiger Energieversorgung und Wirtschaftsweise zu finanzieren. Es braucht unbedingt und unverzichtbar die Mobilisierung privaten Kapitals."

    Wie soll das mit diesem Klimafonds funktionieren? Insgesamt soll der Fonds 500 Millionen Euro schwer sein. Der Staat – also Umweltministerium und KfW-Bank – haben nur einen Teil davon eingezahlt, nämlich 100 Millionen Euro. Mit diesem Geld sollen private Investoren abgesichert werden. Denn Kredite für mosambikanische Schweinezüchter sind mit einigen Risiken behaftet. Wie aber sollen 100 Millionen Staats-Euro 400 Millionen private Euro absichern? Ganz einfach, sagt Monika Beck, Aufsichtsratsvorsitzende des Klimafonds: Das Geld des Fonds wird in drei Schichten eingeteilt: Die erste Schicht ist das Staatsgeld, danach folgen die privaten Einlagen.

    "Und sollte es Ausfälle geben, wird zuerst das Geld von den Öffentlichen angeknabbert; wird es mehr Ausfälle geben, wird das Geld von den Entwicklungsbanken angeknabbert und erst zum Schluss kommen die Privaten dran. Das ist wie in russischer Springbrunnen: Die Einnahmen kommen rein, die Privaten sind ganz oben und erhalten ihre Einnahmen."

    Die Einnahmen sind Rückzahlungen der Kredite und Zinsen, die alle in den Fonds zurückfließen. Das Interesse privater Investoren sei groß, sagte KfW-Vorstandsmitglied Norbert Kloppenburg. Er rechne damit, dass bis Ende des Jahres der Fonds mit 500 Millionen Euro gefüllt ist und mit Auszahlungen beginnen kann. Natürlich gibt es bestimmte Mindestanforderungen, die etwa afrikanische Schweinezüchter erfüllen müssen, damit sie über ihre Sparkassen Geld des deutschen Klimafonds anzapfen können, erklärt Fonds-Chefin Monika Beck: 20 Prozent CO2 müssen eingespart werden. Das sei sehr realistisch, weil viele in vielen Ländern einfach so klimaschädlich Energie erzeugt wird, dass mit neuer Technik sehr viel erreicht werden kann. Der Fonds kontrolliere die finanzierten Projekte auch, allerdings nicht jedes einzeln, sondern lediglich Projekt-Typen. Was das heißt? Fonds-Chefin Beck erklärt das an einem Beispiel serbischer Hühnerzüchter, die ihre Ställe mit Öl heizen:

    "Und wenn man jetzt statt einen ölgeheizten Ofens einen Ofen nimmt, der mit Biomasse geheizt wird, also mit Resten, die auf dem Feld sind, oder mit den Resten der Maiskolben, die man an die Hühner verfüttert. Diese Kolben sind ein sehr gutes Heizmaterial. Da wissen wir genau, das spart so und so viel CO2. Und da es von diesen Hühnerzüchtern 200 in Serbien gibt, müssen wir nicht alle einzeln überprüfen. Auch haben die Banken ein Interesse, diesen Kredit zu vermarkten und sprechen die 200 Hühnerzüchter an."

    Bei den internationalen Klimaverhandlungen ist es sehr umstritten, wie Klimaprojekte in Entwicklungsländern überprüft werden können, weil die Schwellen- und Entwicklungsländer durch solche Kontrollen ihre Souveränität verletzt sehen. Fließt jedoch privates Geld über private Banken, so Umweltminister Röttgen, sei Kontrolle einfacher:

    "Mit der privaten Finanzierung ist diese Kontrolle quasi inbegriffen und damit ein ganz praktisches Beispiel, wie man dieses MRV-Thema, also das Messen, Reportieren und Verifizieren solcher Klimaprojekte, in den Griff bekommt."

    Bisher hat das Umweltministerium also 22,5 Millionen Euro eingezahlt. Das sei Geld, was die Bundesregierung beim Klimagipfel in Kopenhagen versprochen habe, um die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen.