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Geldanlage
Oft erstaunliche Renditen mit Oldtimern möglich

Zinssätze knapp über null Prozent: Für viele, die ein bisschen Geld übrig haben, stellt sich die Frage, wie man das Ersparte sinnvoll investieren kann? In den letzten Jahren hat sich eine Nischen-Anlageform herauskristallisiert: Oldtimer. Dabei sollte man allerdings ein paar wichtige Spielregeln beachten.

Thomas Wagner | 15.06.2016
    "Das ist ein umgebauter Automatikkäfer, Baujahr 1971, 1302, hat ein Schiebedach. Für 15.000 können Sie ihn mitnehmen."
    Helmut Horn aus Augsburg ist Käfer-Fan durch und durch. Über den Klassiker aller Volkswagen mit dem luftgekühlten Boxermotor hat er bereits Bücher geschrieben – und weiß: Gerade in jüngster Zeit ist der Wiederverkaufswert alter Käfer enorm gestiegen.
    "Ich würde es sagen: Um die 50 Prozent in den letzten drei Jahren. Das liegt daran, dass die Leute ihr Geld loswerden wollen. Und die Leute wollen sich für ihr Geld was kaufen, was Spaß macht, sie wollen kein Geld auf der Bank liegen haben. Sie wollen die Garage aufmachen und sich freuen, wenn ein Käfer sie anlacht. Denn: Bei einem Sparbuch freut man sich in der Regel nicht so sehr darüber."
    Ein VW-Käfer mit historischem "H"-Kennzeichen bei einer Ausfahrt.
    Ein VW-Käfer mit historischem "H"-Kennzeichen bei einer Ausfahrt. (imago/Rüdiger Wölk)
    Wohl wahr: Auf regulären Sparbüchern zahlen die Banken kaum mehr Zinsen. Bei den Oldtimern schaut die Rendite dagegen sehr viel besser aus: "Im letzten Jahr ist der Oldtimerindex um 5,5 Prozent gestiegen. Das ist auf jeden Fall besser", so Stefan Röhrig vom Fachbereich "Historische Fahrzeuge" beim Verband der Automobilindustrie. Und auch er bestätigt: Die derzeitige Niedrigzinspolitik lässt die Nachfrage nach alten Fahrzeugen enorm nach oben schnellen.
    "Da gibt es natürlich einen Spekulationsmarkt. Außerdem ist viel Geld im Markt, wie wir alle wissen. Und da haben sich gewisse Leute Oldtimer als Investitionsgut ausgewählt."
    Auch Spaß an der Sache ist wichtig
    Klingt beim ersten Hinhören nicht schlecht. Allerdings: Trotz des durchschnittlichen Wertzuwachses ergeben sich zwischen den einzelnen Modellen und Baujahren enorme Schwankungen. Zum anderen verursachen Oldtimer auch Kosten, beispielsweise für Wartung und Reparaturen. Unterm Strich können dabei Beträge herauskommen, die schnell mal deutlich über den durchschnittlichen fünf Prozent Wertzuwachs liegen. Deshalb muss neben dem Wunsch nach einer Verzinsung des eingesetzten Kapitals nach Ansicht von Stefan Röhrig vom VDA noch eine zweite Bedingung erfüllt sein: "Sie sollten auf jeden Fall auch Spaß am Automobil haben und sich gerne damit beschäftigen."
    Und wenn schon mit der Zielsetzung einer guten Kapitalverzinsung in Oldtimer investieren, dann nach Möglichkeit in alte, exklusive und teure Fahrzeuge.
    "Wenn Sie wirklich Geld verdienen wollen, müssen Sie in ein hochpreisiges Segment investieren. Sie müssen sich Fahrzeuge suchen, die in der Preissohle drin sind, also wo die Preise langsam wieder anziehen. Ja, das ist schwierig. Ich kenne viele, die damit schon auf den Schnabel geflogen sind. Das ist eben ein hochspekulativer Markt. Aber wenn er sicher wäre, dann wär’s ja einfach", erklärt Götz Knoop vom Bundesverband für Clubs klassischer Fahrzeuge. So hat der legendäre SEL Flügeltürer von Mercedes im Deutschen Oldtimer-Index in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 300 Prozent zugelegt. Doch auch manche ursprünglich günstigen Fahrzeuge sind im Preis enorm gestiegen.
    "Ich fahre eine Ente. Ein ordentliches Exemplar kostet heute so 10.000 bis 12.000 Euro. Aber auf jeden Fall ist der Wert der Ente in den letzten fünf Jahren erheblich gestiegen, 30 bis 40 Prozent. Heute zahlen Sie für eine gute Isetta um die 30.000 Euro. Also die war vor fünf Jahren bei etwa der Hälfte."
    Fahrzeuge nicht zu lange parken
    Warum aber gehen die Preise mancher, aber eben nicht aller Oldtimer, derart in die Höhe? Karl-Heinz Auer, Autohändler aus dem Landkreis Konstanz: "Aber ist es so, dass es die Emotion ist, die das Fahrzeug schon als Neufahrzeug hatte. Es muss einfach was ausgelöst haben, es muss begehrlich gewesen sein."
    Tatsächlich verbinden heute viele noch bleibende Jugenderinnerungen an Fahrzeuge wie die 2 CV Ente, den VW Käfer oder die BMW-Isetta, was die Nachfrage nach solchen Modellen anheizt. Wer sein Geld in Jahrzehnte alte Fahrzeuge investiert, sollte aber auch die Lust am Oldtimer-Fahren mit bringen. Denn: Aktien kann man einfach ins Depot schließen und warten, was passiert; Oldtimer dagegen nicht, betont Fahrzeug-Liebhaber Udo Hermann aus Friedrichshafen:
    "Man muss den Zustand des Autos natürlich erhalten, den Lack pflegen, den Unterboden prüfen, das Auto immer fahren, mindestens alle drei Wochen. Die stehen meistens zu lange in der Garage. Dann kriegen sie Standplatten. Und die Dichtungen werden undicht. Die bleiben dicht, wenn die Betriebstemperatur richtig erreicht wird. Also drehen, drehen, drehen."