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Geldpolitik
EZB hebt Inflationsprognose an

Die gefährliche Deflation im Euroraum scheint vertrieben - die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Inflationsprognose auf 0,3 Prozent angehoben. EZB-Chef Mario Draghi sieht das als Bestätigung seiner Geldpolitik. Marktbeobachter kritisieren das Festhalten am bisherigen Kurs.

Von Michael Braun | 03.06.2015
    Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB)
    Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) (dpa / Arne Dedert)
    Zu Jahresbeginn waren die Preise noch gefallen, die Europäische Zentralbank fühlte sich von Deflationsängsten getrieben - vorbei. Die Volkswirte der EZB hoben heute ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr an, von 0,0 auf 0,3 Prozent. Im nächsten Jahr rechnen sie mit 1,5, 2017 mit 1,8 Prozent.
    Es wird also besser. Die gefährliche Deflation scheint vertrieben. Die EZB unter Mario Draghi freut sich und will an ihrer Geldpolitik festhalten. Jetzt an einen Ausstieg denken? Nein, sagt Draghi, es gebe noch viel zu tun.
    "Wir sind noch lange nicht am Ziel. Die Inflation ist noch sehr niedrig. Wir haben viel vor uns."
    Marktbeobachter sehen das anders. Irgendwann müsse die EZB ihre Anleihekäufe einstellen, und das, meint Michael Heise, der Chefvolkswirt der Allianz, müsse sie den Finanzmärkten auch früh erklären, müsse dem Markt Kriterien an die Hand geben:
    "Im Moment sind die Märkte natürlich davon überzeugt, dass die EZB für sehr, sehr lange Zeit immer weiter massiv Geld drucken wird. Und wenn sich da mal Änderungen abzeichnen, könnte es schon kritisch werden. Daher ist es wichtig, dass die EZB frühzeitig eine Art Regel vorgibt, nach der sie sich verhalten wird."
    Klar, den Volkswirt einer Versicherung treiben natürlich niedrige Zinsen auch um, weil Versicherungen darunter leiden. Aber auch die Aktienmärkte könnten krachen, wenn mit steigenden Zinsen andere Anlageklassen attraktiver werden. Heißgelaufene Immobilienmärkte könnten schnell erkalten. Kurzum: Die Finanzstabilität könnte in Gefahr geraten, wenn niemand weiß, wonach die EZB sich richtet. Die ficht das nicht an. Mario Draghi gestand heute zu:
    "Eine lange Zeit niedriger Zinsen schafft Probleme, ja sicher. Sie erhöht die Stabilitätsrisiken. Sie erschwert das Geschäft von Versicherungen und anderen Finanzakteuren. Aber deshalb die Geldpolitik ändern?" - "No."
    Draghi: Griechenland soll im Euro bleiben
    Zweites großes Thema heute natürlich Griechenland. Was Draghi dazu sagte, ist nicht eindeutig zu bewerten. Die EZB wolle, dass Griechenland im Euro bleibe:
    "The Governing Council of the ECB wants Greece to stay in the Euro. But there should be a strong agreement."
    Notwendig sei aber ein solides Abkommen mit Athen.
    Griechenland den Stecker ziehen, also die Notfallkredite der griechischen Notenbank an griechische Banken nicht mehr genehmigen, damit die Banken keine griechischen Staatsanleihen mehr kaufen können, das will die EZB nicht. Natürlich sei sie keine politische, sondern eine regelbasierte Institution, versicherte Draghi. Aber für diese Notfallkredite gälten eben spezielle Regeln.