Donnerstag, 28. März 2024

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Brandkatastrophe in Australien
Feuerökologe: "Wir haben verlernt, mit dem Feuer umzugehen"

Buschbrände wie derzeit in Australien seien eine Folge von länger andauernden und extremen Trockenzeiten und quasi nicht mehr kontrollierbar, sagte der Feuerökologe Johann Goldammer im Dlf. Die Ereignisse der letzten Jahrzehnte hätten gezeigt, dass ein Umdenken im Umgang mit Feuer erforderlich sei.

Johann Goldammer im Gespräch mit Änne Seidel | 12.01.2020
Blick auf einen Helikopter, der Waldbrände aus der Luft löscht
Feuerkatastrophe in East Gippsland östlich von Melbourne (picture alliance / DELWP)
"Ein großes Problem, das wir in diesen Tagen sehen, ist, dass die Menschen meinen, dort leben und sich bewegen zu können, wo gelegentlich das Feuer wohnt, ohne darauf zu achten, dass wenn der Mensch in diesen Lebensraum eindringt, dass man sich entsprechend absichern muss", sagte Johann Goldammer vom Global Fire Monitoring Center an der Universität Freiburg. Diese Absicherung fange mit der Bauweise der Häuser an und gehe über bis zur Gestaltung von Ländereien und Grundstücken. "Vielfach ziehen die Menschen gerne ins Grüne. Während der Trockenzeit, wie wir sie jetzt in Australien haben, kann das zur tödlichen Falle werden."
"Dann ist das Feuer irgendwie in Vergessenheit geraten"
Auf die Frage, ob der Mensch den Umgang mit Feuer verlernt habe, sagte Goldammer: "Ich denke ja, dass wir das verlernt haben. Wir haben bis vor wenigen Jahrzehnten beispielsweise auch hier in Europa gesehen, dass die Menschen jedes Stückchen Holz, jedes Stückchen Biomasse, das zur Verfügung stand, zum Wärmen und Kochen verwendet haben. In dem Moment, als mit der industriellen Revolution dann nach und nach die fossilen Energieträger aufkamen, die leichter zu händeln waren, die erschwinglich waren, die haben dann die fossile Biomasse als Wärmeerzeuger und Nahrungsspender ersetzt. Und dann ist das Feuer irgendwie in Vergessenheit geraten."
Die Ereignisse der letzten Jahre und Jahrzehnte hätten gezeigt, dass hier ein Umdenken erforderlich sei, dass man sich eher darauf einstellen müsse, dass ein gemeinschaftlicher Lebensraum von Mensch und Natur durchaus auch Gefahren berge.
Probleme auch in anderen Ländern
Goldammer geht davon aus, dass Brände in Ost-Australien zunehmen werden. Goldammer: "Wir gehen davon aus, dass die Heftigkeit von solchen Bränden eine Folge sind von diesen länger andauernden und extremeren Trockenzeiten, wie wir sie überall erfahren." Durch die lange Austrocknung der Vegetation und der Böden verbunden mit sehr kräftigen Winden, würden Feuer entstehen, die quasi nicht mehr kontrollierbar sind. "Das haben wir in anderen Ländern auch schon entdeckt. Wir denken an Kaliforniern, an Chile 2017 und Griechenland", sagte Goldammer.