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Generali Altersstudie 2017
Lauter zufriedene Rentner

Altersarmut sei derzeit noch kein großes Thema, sagen die Autoren der Altersstudie 2017. 85 Prozent der Rentner in Deutschland sagten von sich selbst, dass die zufrieden oder sogar sehr zufrieden seien. Allerdings nehmen die soziale Unterschiede zu. Wie sich das auf die soziale Zufriedenheit auswirke, sei noch nicht abzusehen.

Von Martin Adam | 01.03.2017
    Seniorinnen testen am 08.07.2015 in einem Park der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH im Südosten von Leipzig (Sachsen) während der Einweihung eines "Trimm-Dich-Parcours" ein Fitnessgerät. Der mit sechs unterschiedlichen Trainingsgeräten ausgestattete Parcours ist vor allem auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten.
    Die meisten Rentner sind zufrieden, sagt die Altersstudie 2017. (Waltraud Grubitzsch/dpa)
    Christa Kleefisch angelt sich noch einen Pfannkuchen vom Teller. Die 75-Jährige sitzt mit ihrer Seniorengruppe beim Frühstück in der Tagespflege der Diakonie in Berlin - und sie ist bester Laune.
    "Krille werde ich genannt, weil ich die Berliner Göre hier in unserer Einrichtung bin. Kann noch kiecken, kann noch loofn, kann mir koofn, watt mir irjendwie jefällt, mir jeht es jut auf dieser Welt."
    Trotz aller Gebrechen, ihr geht es gut. Damit gehört Christa Kleefisch zu der deutlichen Mehrheit der deutschen Rentner - immerhin 85 Prozent - die von sich sagen, sie seien zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Das ist das zentrale Ergebnis der Altersstudie 2017 im Auftrag des Versicherungskonzerns Generali. Für die Studie wurden über 4.000 Deutsche zwischen 65 und 85 Jahren befragt. Entscheidend für die Zufriedenheit sei die gesellschaftliche Schicht der Befragten, sagt der Autor der Studie, Michael Sommer vom Allensbach Institut.
    "Nicht nur im Bereich der Lebenszufriedenheit, sondern eben auch in der Bewertung des eigenen Gesundheitszustands, aber auch in dem Zutrauen, wie sehr man tatsächlich durch eigenes Zutun seinen Gesundheitszustand verändern oder verbessern kann. Dass es so schichtgebunden ist, ist zumindest ein bemerkenswertes Ergebnis."
    Zufriedenheit fängt im Kopf an
    Zwar gibt über die Hälfte der Befragten an, dass es ihnen finanziell gut oder sehr gut geht. Dabei haben aber bessergestellte Rentner im Schnitt fast dreimal so viel Geld zur Verfügung wie Senioren aus einer niedrigen sozialen Schicht. Mit unterschiedlichen Einkommen erklärt Michael Sommer auch, dass im Ländervergleich Schleswig-Holstein und Bayern ganz vorn landen, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern dagegen auf den hinteren Plätzen. Insgesamt unterscheiden sich die Länder in puncto Zufriedenheit aber kaum. Michael Sommer sagt, damit sei Altersarmut in der Studie kein großes Thema - bisher.
    "Die soziale Spreizung nimmt in der mittleren Generation derzeit zu. Daher ist davon auszugehen, dass sukzessive auch das Thema Altersarmut tatsächlich in den nächsten Jahren, Jahrzehnten bedeutsamer wird, dass damit soziale Unterschiede in der älteren Generation wichtiger werden. Ob das sich unbedingt gleich auf die Lebenszufriedenheit auswirkt, bleibt abzuwarten."
    Denn neben dem Geld sei vor allem soziale Teilhabe über Freunde, Familie und Arbeit wichtig. 42 Prozent der Befragten engagieren sich deshalb ehrenamtlich, 15 Prozent arbeiten auch nach der Rente weiter - vor allem, so die Studie, weil es Ihnen Spaß macht. Knappe Kasse und trotzdem zufrieden, das kennt auch Christa Kleefisch aus Berlin.
    "Bei mir ist es schon knapp, ich hab vier Kinder großgezogen. Aber ich nehme alles mit rein in mein Boot und dann fahre ich eben solange, bis ich untergehe."
    Sie sagt, Zufriedenheit finde eben zuerst im Kopf statt.