Dienstag, 19. März 2024

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Genmanipulation an Embryonen
Das neue CRISPR-Cas-Verfahren im Überblick

Wissenschaftler aus China haben eigenen Angaben zufolge erstmals das Erbgut menschlicher Embryonen verändert. Möglich wurde diese Manipulation durch eine neue Form der Gentechnik: eine Methode namens CRISPR-Cas.

Von Michael Lange | 24.04.2015
    Das haben sich die Gentechniker immer gewünscht. Eine Art Baukasten, mit der sie ihre Werkzeuge nach Maß herstellen können. Zwei junge Wissenschaftlerinnen haben CRISPR-Cas bei Bakterien entdeckt und im Labor nachgeahmt. Eine davon, Emmanuelle Charpentier, arbeitet in Deutschland am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.
    Bakterien schützen sich mit CRISPR-Cas gegen Viren. Das System besteht aus RNA, die sich gezielt programmieren lässt, und dem Cas-Enzym als Schere. Beide Elemente ermöglichen Schnitte in bislang unbekannter Präzision. Manche Forscher sprechen deshalb von Genom-Chirurgie. Das neue Verfahren eroberte in nur zwei bis drei Jahren die Labore der Welt.
    Mit CRISPR-Cas lässt sich das Erbgut von Lebewesen gezielt verändern, wie ein Textdokument im Computer. Das funktioniert ähnlich wie die Suche/Ersetze-Funktion in der Textverarbeitung. Ein Fehler wird erkannt, gelöscht und eine Korrektur an die gleiche Stelle eingesetzt. Diese Form der Gen-Reparatur ist nicht mehr auf fremde Gene angewiesen. Das Erbgut lässt sich in kleinsten Schritten manipulieren, Buchstabe für Buchstabe.
    In den USA haben Forscher CRISPR-Cas bei Primaten getestet. Dabei stellte sich heraus, dass die Technik bei Affen-Embryonen längst nicht so gut funktioniert wie bei einfacheren Organismen. Viele führende Wissenschaftler forderten ein weltweites Moratorium. Der Einsatz beim Menschen sollte vorerst tabu bleiben. Aber bevor dies umgesetzt werden konnte, haben chinesische Forscher angeblich Fakten geschaffen und menschliche Embryonen mit CRISPR-Cas manipuliert.