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Genossenschaftbanken
Noch effizienter und arbeitsteiliger werden

Mehr als 18 Millionen Mitglieder halten Anteile an einer Genossenschaftsbank - und dürfen deshalb auch mitreden. Die Dividende liegt zurzeit bei rund fünf Prozent und ist damit überaus attraktiv. Doch um weiter effizient zu arbeiten, müssen auch die Genossenschaftsbanken ihre Hausaufgaben machen.

Von Brigitte Scholtes | 24.03.2015
    Ein Mann betritt eine Filiale der VR Bank Weimar eG, aufgenommen am 14.03.2014 in Kranichfeld (Thüringen).
    Genossenschaftsbanken versuchen andere Akzente zu setzen. (picture alliance / dpa / Martin Schutt)
    Mehr als 18 Millionen Mitglieder halten inzwischen Anteile an einer Genossenschaftsbank. Das ist Rekord, freut sich Uwe Fröhlich, Präsident des BVR, des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Diese Mitglieder haben Mitspracherechte an ihrer Bank vor Ort – und sie halten Anteile. Uwe Fröhlich:
    "Mitglied zu sein an einer deutschen Genossenschaftsbank ist auch unter Geldanlagegesichtspunkten nicht unattraktiv."
    Fünf Prozent Dividende erhalten sie derzeit im Schnitt für einen Anteil, aber diese im Vergleich zu anderen Geldanlagen hohe Rendite sollte nicht Anreiz sein, Mitglied zu werden, meint der BVR-Präsident:
    "Aus diesem Grund gibt es auch bei allen Instituten jeweils individuell festgelegt in der Satzung eines jeden einzelnen der 1047 Institute eine maximale Anzahl Anteile. Es ist nicht ein Maßstab für den jeweiligen Erfolg des Institutes, wie hoch die Dividende ist des jeweiligen Institutes. Es gibt durch die Mitgliederversammlung oder Vertreterversammlung eines jeden einzelnen Institutes eine geschlossene Systematik, wie der Erfolg des Institutes aufgeteilt wird."
    Leiden unter strengen Regulierungsanforderungen
    Wie auch die Sparkassen setzen die Genossenschaftsbanken weiter auf die Fläche, auf das Privatkundengeschäft und auf das mit kleinen und mittelständischen Unternehmen vor Ort. Im vergangenen Jahr taten sie das wieder recht erfolgreich: 2,3 Milliarden Euro verbuchten die 1047 Genossenschaftsbanken zusammen als Jahresüberschuss. Aber ihr Geld verdienten sie vor allem über weiteres Wachstum, denn im Niedrigzinsumfeld sinken die Margen im Einlagen- als auch im Kreditgeschäft. Und so müssen sich die Genossenschaftsbanken auch auf härtere Zeiten einstellen, sagt Uwe Fröhlich:
    "Wenn die Situation bleibt, wie sie ist, werden wir trotz entsprechender Anstrengungen wahrscheinlich einen Rückgang des Zinsergebnisses sehen über die nächsten Jahre. Und deswegen sind wir natürlich aufgefordert, unsere Hausaufgaben auch in der Gruppe intern zu machen."
    Hausaufgaben machen: Das bedeute für alle Ortsbanken, weiter an ihrer Struktur zu arbeiten, effizienter zu werden, arbeitsteiliger innerhalb des Verbundes. Einen Aderlass bei den Mitarbeitern werde es nicht geben, sagt Fröhlich, aber:
    "Letztendlich werden wir auch auf der Ertragsseite versuchen müssen, im Sinne der positiven Differenzierung unsere
    Leistungen auch bezahlbarer zu gestalten."
    Die Kunden werden also stärker für die Beratung zur Kasse gebeten als bisher. Denn die Genossenschaftsbanken ächzen auch unter den immer strengeren Regulierungsanforderungen. Und sie kritisierend en Datenhunger der EZB als neuer Bankenaufsicht. Aber auch politisch steht Uwe Fröhlich der Institution kritisch gegenüber:
    "Wir erleben das ja jetzt auch im Falle Griechenland, dass es wahrscheinlich schon im Kopf von Herrn Draghi und einigen anderen Verantwortlichen schwer ist, die vielen Dinge auseinanderzuhalten, die in diesem Kontext eine Rolle spielen. Eine unabhängige Bankenaufsicht hätte wahrscheinlich eine andere Sicht auf griechische Banken als das vielleicht derzeit die EZB hat. Ich sehe da schon gerade in diesem Kontext deutliche potenzielle Probleme auf uns zulaufen."