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Georgia-Debüt-Album
Popalbum mit viel Kraft und Multikulti

Frauen am Schlagzeug sind im Rock'n'Roll bis heute alles andere als selbstverständlich. Diese Erfahrung musste Georgia Barnes immer wieder machen. Die junge Schlagzeugerin aus London war jahrelang als Session- und Tourmusikerin unterwegs. Kommende Woche erscheint nun ihr Debüt-Album.

Von Christian Lehner | 01.08.2015
    "Ich hatte sehr viel Energie als Kind und ich trommelte ständig rum. In der Schule gab es immer Stunk, weil ich einfach nicht aufhören konnte damit."
    Georgia Barnes ist ein London-Kid, wie sie sagt – aufgewachsen zwischen Club-Musik, Britpop, Reggae und Bhangra, den Sounds der ehemaligen Kolonien. Ihr Vater Neil Barnes ist DJ und der kreative Kopf des in den 90er-Jahren erfolgreichen Trip-Hop-Duos Leftfield. Er hat Georgia schon früh ein Schlagzeug-Set geschenkt.
    "Keine Ahnung, wie ich das angestellt habe, aber ich beherrschte das Instrument von Anfang an. Ich konnte einfach spielen. Es macht so viel Spaß. Ich versuche, mich ständig zu verbessern. Das Schlagzeug ermöglicht mir, kreativ zu sein. Ich liebe es einfach."
    Nach dem Studium der Musik und Afrikanistik zieht Georgia als Tourmusikerin um die Welt. Die Erfahrungen sind nicht immer positiv. Eine Frau am Schlagzeug ist für manche auch heute noch keine Selbstverständlichkeit.
    "Besonders schlimm sind die Techniker und Roadies: Ach du bist eine Schlagzeugerin? Schaffst du das überhaupt -und ähnliche Fragen. Ich sage dann immer: Gib mir ein Drum-Set und ich jage dich damit zum Teufel! Als Frau packt man dann immer eine Extraportion Wut in das Drumming. Man könnte sagen, dass der Sexismus so immerhin das Spiel befeuert, aber in Wahrheit ist das einfach nur traurig."
    Vorbilder sind Missy Elliot und M.I.A.
    Georgias Vorbilder sind Missy Elliot und die Rapperin M.I.A. Beide Künstlerinnen stehen für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung im Musikgeschäft. Mit der Zeit beherrscht Georgia immer mehr Instrumente. Sie eignet sich auch die wichtigsten Produktionstechniken an. Die Stücke werden alle selbst eingespielt und im Studio abgemischt. Im Zentrum steht der Beat.
    "Ich wühle mich durch Stapel alter Musik. Dann stoße ich zum Beispiel auf einen Rhythmus oder eine Melodie aus Südostasien. Davon nehme ich ein Sample und wickle es um den Beat herum, an dem ich gerade feile. So erhalten sie einen außergewöhnlichen Klang. J Dilla Elliot und Timbaland haben das so gemacht oder das Duo The Knife. Ich mag das sehr, weil man so in unbekanntes Territorium vorstoßen kann."
    Vor einem Jahr erscheint Georgias erste EP "Come In". Bei einem Showcase wird sie von Laurence Bell, dem Gründer des renommierten Independent Labels Domino-Records, entdeckt und unter Vertrag genommen.
    "Georgia", heißt Georgias Debüt-Album. Zeitgenössische Club-Sounds treffen auf exotische Rhythmen und die ein oder andere Ballade. Hitze und Coolness reiben sich aneinander.
    "Es gibt keinen thematischen Überbau, keine Story, die dieses Album zusammenhält, trotzdem ist es eine sehr persönliche Platte geworden. Die Songs bieten einen Einblick in meine Welt, aber das ist erst der Anfang der Geschichte."
    Die Talentprobe ist geglückt. "Georgia" macht nicht nur die Beine tanzend, das Debüt-Album wartet darüber hinaus mit guten, einprägsamen Songs auf. So lässt sich die Popwelt auch vom Schlagzeug aus erobern.