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Gepanscht für eine bessere Testnote

Am Montag hat sich die Stiftung Warentest noch einmal zu dem Vorwurf geäußert, dass mehrere Hersteller von Wasch- und Lebensmitteln ihre Produkte verbessert haben sollen, weil sie im Vorfeld von der anstehenden Untersuchung erfahren haben.

Von Philip Banse | 20.11.2012
    Britta Fecke: Philipp Banse ist diesen Betrugsvorwürfen nachgegangen: Herr Banse, wie haben denn die Hersteller von den bevorstehenden Proben erfahren?

    Philipp Banse: Aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Kuratorium der Stiftung Warentest. Alle Untersuchungsvorhaben werden vor dem Start in diesem Kuratorium vorgestellt. Das besteht zu je einem Drittel aus neutralen Sachverständigen, Verbrauchern und eben auch aus Anbietern. Hier sei das Leck zu vermuten, sagt der Leiter der Untersuchungsabteilung bei der Stiftung Warentest, Holger Brackemann.

    "In diesem Kuratorium haben wir früher relativ konkret benannt, was wir machen wollen. Und diese Informationen sind dann offensichtlich sehr schnell auch an die herstellenden Unternehmen weiter gegeben worden."

    Auf diese undichte Stelle habe die Stiftung jedoch vor einigen Jahren schon reagiert.

    Fecke: Was macht die Stiftung denn, um das Leck zu stopfen?

    Banse: In dem Kuratorium würden seit einigen Jahren die zu testenden Produkte nur noch grob vorgestellt, sagt die Stiftung Warentest. Beispiel: Sollen Orangensäfte getestet werden, erfährt das Kuratorium nur noch von geplanten Fruchtsaft-Tests.

    Fecke: Wie oft hat es denn Manipulationen geben?

    Banse: Das will oder kann die Stiftung nicht beziffern. Auf der Webseite populeaks, die von einem PR-Berater betrieben wird, werden anonyme Quellen zitiert, die behaupten, Veränderungen von Produkten vor Tests seien "absolut gängige Praxis". Das bestreitet Untersuchungsleiter Brackemann:

    "Dass das immer wieder vorkommt – ja. Und dass das etwas ist, an dem wir ständig arbeiten müssen, wo wir ständig schauen müssen, dass wir solche Möglichkeiten, solche Gefahren soweit als möglich ausschließen, das ist richtig. Aber dass das gängige Praxis ist, das kann man nicht sagen."

    Aber es kommt eben doch vor und die Stiftung Warentest erfährt auch davon, meist durch Tipps aus der Industrie und von Konkurrenz-Unternehmen. Vor Tests manipuliert werden vor allem Produkte, deren Zusammensetzung leicht verändert werden kann. Also: Wasch- und Reinigungsmittel, Lebensmittel, Kosmetika. Bei welchen konkreten Produkten die Stiftung Warentest Hinweise bekommen hat, dass sie manipuliert wurden, und wie diese Produkte bewertet wurden – das sagte mir die Sprecherin der Stiftung Warentest, Heike van Laak, heute Morgen nicht. Sie sagte nur: Orangensaft und Waschmittel seien vor Tests verbessert und danach wieder auf den alten Stand zurück gesetzt worden.

    Fecke: Und was hat die Stiftung Warentest dann unternommen, nachdem sie konkrete Hinweise auf ein manipuliertes Produkt bekommen hat?

    Banse: Ja, man könnte denken, dass die Tester sich diese eine Produkt dann noch mal vornehmen, noch mal testen und schauen, ob die Zusammensetzung nach dem Test noch so ist wie vor dem Test. Aber das passiere nicht, sagte mir die Sprecherin der Stiftung Warentest. So ein Test sei einfach zu teuer. Auch für den Test eines einzelnen Safts müsste die aufwendige Test-Prozedur in Gang gesetzt werden, das könne "mehrere Tausend Euro" kosten. Die riskanten Produktgruppen wie Waschmittel, Kosmetika und Nahrungsmittel würden ohnehin regelmäßig getestet. Verdächtige Produkte würden dann einfach in den nächsten Test wieder mit aufgenommen. Dem widerspricht Untersuchungsleiter Holger Brackemann. Tauchten nach einem Test Hinweise auf, dass ein getestetes Produkt verschlechtert wurde, würden die Warentester dieses Produkt einer Nachuntersuchung unterziehen, sagt Brackemann. Das würde ungefähr "einmal im Monat passieren", Buch führe er darüber jedoch nicht. Würden Manipulations-Hinweise durch Nachtests bestätigt, veröffentliche die Stiftung das auch. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert dennoch, gefährdete Produkte regelmäßig nachzutesten, um Test zu überprüfen, um zu schauen, ob Rezepturen nach dem Test wieder zurückgenommen wurden.