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Geplanter Milliardendeal
Wohnungsmarkt steht vor weiterer Konzentration

Nach dem Kauf des Konkurrenten GSW für 1,7 Milliarden Euro ist dieses Mal die österreichische Conwert im Visier der Frankfurter Deutsche Wohnen. 25.000 Wohnungen würde der Deal treffen, die Mieter eine anstrengende Zeit erwarten.

Von Brigitte Scholtes | 16.02.2015
    Blick auf die Fassade eines Hochhauses
    25.000 Wohnungen besitzt das Unternehmen Conwert in Deutschland. (Deutschlandradio / Barbara Schmidt-Mattern)
    Die Konsolidierung im deutschen Wohnimmobilienmarkt geht weiter. Jetzt will also die Deutsche Wohnen den österreichischen Konkurrenten Conwert kaufen. Nach der Übernahme der Gagfah durch die Deutsche Annington vor wenigen Wochen hatten Beobachter wie Thomas Beyerle, Leiter Research der Immobiliengesellschaft Catella, diesen Trend am deutschen Wohnimmobilienmarkt schon vorhergesagt:
    "Der ist hochattraktiv, trotz Mietpreisbremse, die ganzen Diskussionen, die da kommen, durch das Kapitalmarktumfeld. Hier kann man sich schon vorstellen, dass wir in den nächsten sechs Monaten noch weitere IPOs sehen werden in dem Bereich beziehungsweise Fusionen, die dann weniger durch die zwei Großen definiert werden. Ich glaube, da beobachten viele auch den Markt. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass im mittleren, hinteren Segment wir auf jeden Fall hier noch einige Aktivitäten sehen werden – was mit einer Zinswende sofort zum Stillstand käme."
    1,2 Milliarden Euro insgesamt bietet die Deutsche Wohnen für Conwert Immobilien Invest. Conwert hat zwar seinen Sitz in Österreich, 25.000 Wohnungen besitzt das Unternehmen aber in Deutschland, das sind etwa 90 Prozent seines gesamten Portfolios. Diese Wohnungen sind vor allem im Osten Deutschlands, in Berlin, Potsdam, Dresden und Leipzig zu finden als auch in Nordrhein-Westfalen. Sollte die Übernahme gelingen, dann könnte die Deutsche Wohnen mit 175.000 Wohnungen den Abstand zum deutschen Marktführer, der Deutschen Annington, wieder etwas verringern. Der bleibt aber mit 350.000 Wohnungen nach der Gagfah-Übernahme doppelt so groß. Und die Deutsche Annington ist der einzige Wohnimmobilienkonzern, der mit den vorwiegend französischen Immobilienkonzernen mithalten kann. Für Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbundes, ist die weitere Konzentration nicht unbedingt eine gute Nachricht:
    "Unsere Erfahrung ist, dass die Konzentration von Wohnungsunternehmen für die Mieter eher nachteilig ist, weil man natürlich renditeorientiert überlegt, wie kann man mehr verdienen und das dann unter Umständen zu Lasten der Mieterinnen und Mieter geht."
    Häuser verkamen zusehends
    Denn die Mieter hatten in den vergangenen Jahren häufig gelitten: Da hatten Finanzinvestoren das Sagen bei den Wohnungskonzernen, sie fuhren die Instandhaltungsrücklagen zurück, ließen also die Häuser verkommen. Inzwischen sind diese Finanzinvestoren wie etwa Blackstone, Terra Firma oder Fortress bei den verschiedenen Wohnungskonzernen wieder ausgestiegen. Lukas Siebekotten:
    "Wir haben nicht den Eindruck, dass sie noch in der Intensität auf den deutschen Markt drängen, wie das noch in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Aber wir können auch nicht erkennen, dass dadurch jetzt auf einmal die Mieterinnen und Mieter pfleglicher behandelt würden. Den Eindruck haben wir nicht. also etwa die Deutsche Wohnen ist eine Gesellschaft, mit der unsere Mietervereine eine ganze Reihe von Prozessen führen, weil die in vielen Punkten nicht kompromissbereit sind."
    Auf die Mieter von Conwert könnten also anstrengende Zeiten zukommen, auch wenn der Grundsatz gilt: Kauf bricht nicht Miete. Aber sollten die neuen Eigentümer Wohnungen etwa energetisch sanieren oder altersgerecht umbauen, dann könnte das nach einiger Zeit höhere Mieten nach sich ziehen.