Politikwissenschaftler über Integration

"Wir sind auf dem richtigen Weg"

Zwei Muslima mit Kopftuch und Kinderwagen, Kreuzberg, Berlin.
Die Integration in Deutschland gelingt womöglich besser als viele annehmen. © imago stock&people
Aladin El-Mafaalani im Gespräch mit Dieter Kassel  · 16.08.2018
Über Integration wird in Deutschland immer wieder heftig gestritten. Ein Beleg dafür, wie schlecht es um sie steht? Das Gegenteil ist der Fall, sagt der Politikwissenschaftler Aladin El-Mafaalani - denn Konflikte seien ein gutes Zeichen.
Beobachtet man, wie erbittert in der Öffentlichkeit oft um das Thema Integration gerungen wird, könnte man meinen, um das Zusammenleben von Deutschen und Menschen mit Migrationshintergrund war es nie schlechter bestellt als heute. Dieser Schein trügt allerdings deutlich, meint der Politikwissenschaftler und Abteilungsleiter im Ministerium für Kinder, Familien, Flüchtlinge und Integration in Nordrhein-Westfalen, Aladin El-Mafaalani. Heute erscheint sein Buch "Das Integrationsparadox".

Integration wird immer besser

Die intensive Debatte über Integration beweise, dass Deutschland hier bereits gut voran gekommen ist, sagte El-Mafaalani im Deutschlandfunk Kultur. "Das bedeutet, dass es ein Problembewusstsein gibt, das offenbar ganz breit verankert ist." Gleichzeitig habe sich die Integration laut Datenlage grundsätzlich verbessert. Ob Bildungsbeteiligung, Sprachkompetenz oder Chancen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt - "alles wird besser und wir streiten darüber intensiver. Wenn wir das haben - und das klingt irgendwie ja paradox - dann kann man davon sprechen, dass wir absolut auf dem richtigen Weg sind."

Streitintensive Phasen gehören dazu

Er behaupte nicht, es laufe alles wunderbar und man müsse nicht weiter an der Integration arbeiten, so der Politikwissenschaftler. Trotzdem sei man insgesamt "Dimensionen weiter" als noch in den Jahrzehnten davor. Mit Blick auf den Erfolg der AfD sagte El-Mafaalani, man müsse sich bewusst machen, "dass ein Einwanderungsland, in dem die Dinge gut laufen mindestens phasenweise durch konfliktreiche oder streitintensive Diskussionen" gehe. Dafür gebe es auch andere Beispiele. Die Gleichstellung der Frauen oder die Entwicklung der Demokratie - "das sind alles Ergebnisse von konfliktreichen Prozessen".
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