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Germanwings-Unglück
Noch viel Arbeit für die Ermittler in Frankreich

Vor fast vier Wochen zerschellte eine Germanwings-Maschine in den französischen Alpen bei Seyne-les-Alpes. Die Bergung der Wrackteile dauert an, für die Ermittler immer noch eine gefährliche Arbeit. Auch die Identifizierung der Opfer ist noch nicht abgeschlossen. Ruhe wird in dem Ort wohl vorerst nicht einkehren.

Von Anne Christine Heckmann | 17.04.2015
    Helfer beim Einsatz an der Absturzstelle des Germanwings-Flugzeuges in den französischen Alpen nahe Seyne-les-Alpes.
    Helfer beim Einsatz an der Absturzstelle des Germanwings-Flugzeuges in den französischen Alpen nahe Seyne-les-Alpes. (picture alliance / Ministere d l'interieur / Yves Malenfer)
    In Seyne-les-Alpes herrscht noch immer Ausnahmezustand. Rund 70 Einsatzkräfte der Gendarmerie und 40 technische Hilfskräfte fliegen Tag für Tag an die Absturzstelle. Die Bergung der Wrackteile der Germanwings-Maschine geht weiter. Christophe Brocher leitet den Einsatz.
    "Probleme bereitet uns nach wie vor das sehr, sehr steile Gelände mit Steinen, die sich leicht lösen. Aber wir hatten ja Glück mit dem Wetter, sodass wir gut vorankommen."
    Inzwischen sind 80 Prozent der Wrackteile geborgen - insgesamt 35 Tonnen Trümmer. Die Bergungsarbeiten könnten in etwa zwei Wochen beendet sein, schätzt Carsten Hernig, Leiter des Koordinationszentrums der Lufthansa. "Die großen Teile haben wir alle aus dem Berg raustransportiert. Wir kümmern uns momentan vor allem um die kleinen Teile. Die werden dann mit einem Helikopter ausgeflogen zu einer Sammelstelle und dann mit einem weiteren Flug zu einer weiteren Sammelstelle ins Tal gebracht und von dort in eine Lagerhalle abtransportiert."
    Opfer noch nicht identifiziert
    Auch die Identifizierung der Opfer geht weiter. Die Mediziner werden vermutlich noch Wochen brauchen. Die französischen Behörden vermeiden genaue Zeitangaben.
    "Bislang ist es uns gelungen, die DNA der 150 Opfer am Unglücksort sicherzustellen", sagt Christophe Brocher. "Aber wir müssen diese Daten noch vergleichen mit der DNA auf persönlichen Gegenständen der Opfer oder mit der DNA ihrer Angehörigen. Erst dann können wir sie wirklich identifizieren."
    Im Tal werden jeden Tag weitere Familien und Freunde der 150 Toten des Flugzeugabsturzes empfangen. Sie werden von Hilfskräften zum Gedenkstein am Fuße des Unglücksbergs in Le Verney gebracht. Die Bürgermeister der umliegenden Dörfer wechseln sich ab, um die Familien zu begleiten. Einer von ihnen ist Bernard Bartolini.
    "Ich komme jeden Tag hierher. Ich empfinde es als meine Pflicht die Angehörigen zu empfangen. Es ist unsere Aufgabe als Mandatsträger. Wir machen das auf einfachste Weise, aber mit Herz."
    Sorgenvoller Blick in den Himmel
    Die Solidarität im Tal von Seyne-les-Alpes ist groß. Niemand kann den Absturz der Germanwings-Maschine vergessen. Nichts sei mehr so wie es vorher war, sagt eine der Anwohnerinnen.
    "Wir hätten nie gedacht, dass wir eines Tages den Himmel und die Flugzeuge beobachten. Aber heute, wenn wir aus dem Haus gehen oder das Fenster öffnen, schauen wir hoch in den Himmel, und es macht uns traurig."
    In Seyne-les-Alpes wird vorerst keine Ruhe einkehren. Wenn die Bergung abgeschlossen ist, fangen neue Arbeiten an. Dann soll die Unglücksstelle von Schadstoffen gereinigt werden. Damit sich wenigstens die Natur von dem Unglück erholt.