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Geschäftszahlen
Lufthansa verkraftet Streiks

Die Deutsche Lufthansa hat ihre neuen Geschäftszahlen vorgelegt. Der Ausblick auf 2015 fällt schlechter aus als erwartet. Doch wird die Lufthansa im laufenden Jahr ihr Ziel von einer Milliarde Euro operativen Gewinns erreichen können - allerdings nur ohne weitere Streiks 2014.

Von Brigitte Scholtes | 30.10.2014
    Lufthansa-Maschinen am Frankfurter Flughafen
    Vorstandschef der Lufthansa Carsten Spohr hat die aktuellen Zahlen vorgestellt. (dpa / picture-alliance / Boris Roessler)
    Seit einem halben Jahr erst ist Carsten Spohr Vorstandschef der Deutschen Lufthansa und schon zum zweiten Mal musste er eine Gewinnwarnung aussprechen: 2015 wird die Lufthansa nicht die erhofften zwei Milliarden Euro Betriebsergebnis einfliegen können. Keine angenehme Aufgabe für den Lufthansa-Chef, aber notwendig, meinte er heute in einer Telefonkonferenz:
    "So einen Job darf man nicht machen, wenn man Sorge hat vor solchen Einflüssen, die Gewinnprognose durch eine Gewinnwarnung auf ein Niveau zu bringen, von dem wir als Management-Team glauben, dass wir das schaffen können. Das gibt mir eher ein gutes Gefühl. Und ich darf sagen, nach vier Jahren Cargo und dreieinhalb Jahren Passage glaube ich, zu wissen, was wir uns zutrauen können, was realistisch ist. Und deshalb gehen wir auch mit den heutigen Informationen raus, weil wir davon ausgehen können, dass anders als manch anderer Branchenteilnehmer wir in der Lage sein werden, mit den Schwierigkeiten umgehen zu können und nach vorne uns zu verbessern."
    Immerhin aber wird die Lufthansa im laufenden Jahr ihr Ziel von einer Milliarde Euro operativen Gewinns erreichen können und das trotz diverser Streiks. Allerdings gilt dies nur, wenn es bis Jahresende nicht noch zu weiteren Streiks kommt. Vor allem die Ausstände der Piloten haben im Jahresverlauf die Fluggesellschaft 170 Millionen Euro Gewinn gekostet. Doch in den ersten neun Monaten reichte es für einen Zuwachs des operativen Ergebnisses um 186 Millionen auf knapp 850 Millionen Euro. Der Überschuss verdoppelte sich wegen sinkender Abschreibungen sogar auf gut 480 Millionen Euro. Das war besser als gedacht, meinen Analysten wie Jochen Rothenbacher vom Bankhaus Equinet:
    "Die berichteten Quartalszahlen fürs dritte Quartal waren sogar über den Erwartungen. Von daher läuft's bei der Lufthansa besser als man denkt, also nicht wirklich gut, aber zumindest besser als man gedacht hat. Und auch die Guidance, also die Unternehmenserwartungen, für dieses Jahr ist bestätigt worden, somit auf den ersten Blick erst mal alles gut."
    Ausblick auf 2015 fällt schlechter aus
    Der zweite Blick aber enttäuscht den Markt, weil eben die Guidance, der Ausblick also, für das kommende Jahr schlechter ausfällt: Da soll das operative Ergebnis zwar deutlich über dem dieses Jahres liegen, aber eben nicht mehr bei zwei Milliarden Euro. Als Gründe nannte die Lufthansa vor allem die Konjunkturschwäche, den Kostendruck und Überkapazitäten. Deshalb will die Fluggesellschaft auch die Zahl ihrer Flugzeuge beibehalten, Wachstum erzielt sie nur über größere Flieger. Auch die Dividendenpolitik wird überarbeitet - wenn auch vor allem wegen Rechnungslegungsvorschriften.
    Immerhin finden in diesen Tagen wieder Verhandlungen mit der Pilotenvereinigung Cockpit statt, wenn auch zunächst nur über Vergütungsfragen und nicht über die umstrittene Übergangsversorgung. Carsten Spohr:
    "Wir waren uns einig mit der VC, dass, wenn wir mit dem Thema vorankommen in der allgemeinen, hoffentlich wieder positiveren Gesprächsatmosphäre, das auch Schwung geben kann und Lösungsansätze für die anderen offenen Tarifverträge. Es ist so, dass es keine Friedenspflicht für diese Gespräche gibt. Aber Sie können davon ausgehen, dass die Frau Volkens und ihr Team vom Verhandlungstisch aufstehen, wenn es wieder zu Streiks kommen sollte."
    Im Hinblick auf die Übergangsversorgung bleibt Spohr hart, die Verhandlungen könnten sich sogar bis Ende nächsten Jahres hinziehen, warnte er.