Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Geschäftszahlen
SAP profitiert vom Cloud-Geschäft

Der Umsatz stimmt: Europas größter Softwarehersteller SAP profitiert im abgelaufenen Jahr vom schwachen Euro und dem wachsenden Geschäft mit der Cloud-Software. Der Konzern erlöste so viel wie noch nie.

Von Brigitte Scholtes | 12.01.2016
    Das Logo des Software-Unternehmens SAP ist in Walldorf an einer Einfahrt zur Konzernzentrale zu sehen.
    SAP steigert seinen Umsatz kräftig. (picture-alliance / dpa/ Uwe Anspack)
    Es gab Zeiten, da konnte der Walldorfer Softwarekonzern SAP es dem Finanzmarkt nie recht machen: So gut die Zahlen auch waren, die Analysten hatten immer noch mehr erwartet. Die Folge: Die Anleger waren enttäuscht. Inzwischen hat sich das Geschäftsmodell von SAP geändert, weg von Softwarelizenzen hin zu Mietsoftware in der Cloud. Das bringt stetigere Einnahmen, aber das Wachstum normalisiert sich. Und SAP hat gelernt, lieber frühzeitig die Zahlen zu veröffentlichen, um solchen Spekulationen vorzubeugen. Angeblich auch, wenn diese Zahlen einmal schlechter ausfallen. Das aber war heute nicht der Fall. Der Softwarekonzern konnte positiv überraschen. Er erlöste mit 20,8 Milliarden Euro knapp ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor uns so viel wie noch nie. Dazu haben aber auch Sonderfaktoren beigetragen, meint Heinz Steffen, Analyst von fairesearch:
    "Es könnte noch besser werden, weil man auf der anderen Seite auch betrachten muss, dass das Unternehmen zwei Unternehmen im Jahr 2015 neu konsolidiert hat und die natürlich wesentlich zum Wachstum beigetragen haben."
    Concur und Fieldglass waren die beiden milliardenschweren, sehr teuren Akquisitionen. Die Wachstumsdynamik werde im laufenden Jahr nicht so stark bleiben, gibt SAP sich vorsichtig. Kein Grund zur Sorge, meint Markus Friebel, Analyst von Independent Research:
    "Das sollte aber nicht beunruhigen, das liegt zum einen an milliardenschweren Übernahmen vom vergangenen Jahr, die jetzt mehr in die Ergebniszahlen einfließen, und zum anderen sind es auch Währungseffekte, die nicht mehr wie im vergangenen Jahr gesehen auf die Zahlen niederschlagen."
    Umsatzanstieg durch Cloud-Geschäfte
    Vom schwachen Euro hatte SAP im abgelaufenen Jahr profitiert. Besonders erfreut sind die Anleger, weil die Umstellung des Modells auf das Cloudgeschäft besser gelingt als erwartet: Der Umsatz mit Cloud-Software war mit 2,3 Milliarden Euro doppelt so hoch wie 2014. Aber auch das traditionelle Geschäft mit Softwarelizenzen lief mit einem Plus von vier Prozent überraschend gut. Ohnehin trägt es mit gut 4,8 Milliarden Euro noch den Umsatz. Offenbar zögerten doch einige Kunden noch mit dem Umstieg, meint Heinz Steffen von fairesearch:
    "Bis die Kunden komplett auf das Cloud-Geschäft umsteigen, dauert das noch ein wenig, und von daher gesehen glaube ich, alle diejenigen, die bisher noch das Lizenzgeschäft haben und Lizenzen kaufen, haben auf der anderen Seite noch nicht den Umstieg realisiert oder nur in Teilen realisiert. Und das wird wahrscheinlich noch in den nächsten Jahren noch kommen. Von daher gesehen hat sich das nur ein wenig verlagert."
    Das operative Ergebnis ist jedoch leicht gesunken auf 4,25 Milliarden Euro. Ein wesentlicher Grund dafür war auch das neue Geschäftsmodell: Beschäftigte, die nicht in den Wachstumsbereichen tätig waren, wurden großzügig abgefunden, dieses Angebot haben offenbar mehr Mitarbeiter angenommen als der Vorstand erwartet hatte. Doch der Umbau zahlt sich jetzt schon aus, meint Analyst Friebel:
    "Was uns immer wieder in den vergangenen Quartalen überrascht hat, ist, wie stabil das SAP-Geschäft geworden ist. Zwar hatten wir jetzt schon seit mehreren Jahren keine richtig starke Konjunkturdelle, aber an und für sich war früher das Softwaregeschäft sehr volatil und konjunktursensitiv. Und in den letzten Quartalen war auch bei den letzten vorübergehenden Konjunkturdellen nichts in den Zahlen von SAP zu erkennen."
    Die Details des vergangene Jahres wird SAP in zehn Tagen bekannt geben.