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Gesellschaft für Konsumforschung
Führungsspitze tritt zurück

Mit Vorstandschef Matthias Hartmann sowie Aufsichtsratschef Arno Mahlert ist die Führungsspitze der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) überraschend zurückgetreten. Jetzt wird über die Gründe für den Schritt spekuliert.

Von Felix Lincke | 12.08.2016
    Dr. Arno Mahlert, der Vorsitzende des Aufsichtsrats der GfK SE im Januar 2014 auf einer Veranstaltung des "Handelsblatts" in München.
    Dr. Arno Mahlert, der bisherige Vorsitzende des Aufsichtsrats der GfK, ist zurückgetreten. (imago/argum)
    Ein doppelter Rücktritt der Chefs von Vorstand und Aufsichtsrat. So kennt man sie nicht, die soliden Konsumforscher aus Nürnberg mit ihrem bekannten GfK-Index, den der Konjunkturforscher Rolf Bürkl häufig erläutert: kompetent und zukunftweisend mit ausgefeilten Prognosen:
    "Vor dem Hintergrund einer im Moment nicht vorhandenen Inflation sind die Chancen durchaus gegeben, dass der private Verbrauch auch in den nächsten Monaten bis zum Jahresende eine ganz wichtige Stütze der Konjunktur bleiben wird."
    So sagte Bürkl vor wenigen Tagen noch fürs zweite Halbjahr trotz Brexit ein stabiles Konsumverhalten in Deutschland voraus. Auch über das kommende Weihnachtsgeschäft wissen die Experten von Deutschlands größtem Marktforschungsunternehmen lange im Voraus schon bescheid.
    Fehlerhafte Prognosen in eigener Sache
    Doch in eigener Sache wurden eigentlich seit 2012 alle Prognosen verfehlt. Ein teurer Expansionskurs im Ausland führte zu Abschreibungsverlusten von fast 150 Millionen Euro. Im Vorjahr gab es zu dieser Zeit unterm Strich noch einen Gewinn von 20 Millionen Euro.
    Matthias Hartmann hat als Vorstandschef in fünf Jahren nicht einmal wirklich geliefert. In einem normalen Unternehmen, so schreibt das "Managermagazin" wäre das nicht denkbar. Die Mehrheit der GfK gehört einem gemeinnützigen Verein, und trotzdem ist man an der Börse notiert ist. Die Aktie im Kleinwerteindex SDAX stürzte nach Bekanntgabe der Gewinnwarnung letzte Woche bereits um gut 15 Prozent ab. Heute stellt sich heraus, dass es einen zweistelligen Einbruch des operativen Geschäfts gab. Statt weiter zu expandieren muss die GfK wohl erst einmal gesund geschrumpft werden. Diese Kehrtwende wollte Vorstandschef Hartmann nicht mitmachen. Aufsichtsratschef Arno Mahlert muss ebenfalls gehen. Genaue Gründe wurden nicht genannt:
    "Offiziell heißt es, es gab unterschiedliche Ansichten zwischen dem Großaktionär, dem GfK-Verein, und Vorstandschef Matthias Hartmann zur langfristigen geschäftspolitischen Ausrichtung des Unternehmens."
    Rückläufige Umsätze
    13.000 Mitarbeiter hat die GfK, doch die Umsätze waren zuletzt rückläufig, sie liegen mit 1,5 Milliarden Euro auf dem Niveau von 2012. Und für 2017 sieht es auch nicht besser aus.