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Gesellschaft
Sinti und Roma in Deutschland

Annähernd eine halbe Million europäischer Sinti und Roma fielen dem Völkermord der Nazis zum Opfer - davon 25.000 in Deutschland. Sinti siedeln seit sechs Jahrhunderten in deutschen Landen. Die Vorfahren der heute in der Bundesrepublik ansässigen Roma kamen in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Moldawien und der Walachei.

Von Godehard Weyerer | 17.04.2015
    Eine Gruppe junger Frauen mit Kopftüchern und langen Röcken
    Gemeinsam sind Sinti und Roma die Sprachwurzeln sowie die mehr oder weniger offene Diskriminierung. (picture alliance / dpa / Wolfram Steinberg)
    Anfang der 60er-Jahre waren unter den ersten Gastarbeitern aus Jugoslawien überwiegend Roma; zu Beginn der 90er-Jahre flüchteten Roma vor dem Balkankrieg. Im Gegensatz zu den Sinti, die nach den bitteren Erfahrungen im Nazireich auf ihrer kulturellen Eigenständigkeit beharren, sind die meisten Roma in der Mehrheitsgesellschaft aufgegangen. Sie fallen kaum auf. Erst die in den letzten Jahren zuwandernden Roma aus Bulgarien und Rumänien, aus Bosnien oder Mazedonien werden als Armutsflüchtlinge wahrgenommen.
    Ihr Anblick ist vielen Sinti peinlich, sie wollen nicht mit ihnen verwechselt werden. Gemeinsam sind Sinti und Roma die Sprachwurzeln sowie die mehr oder weniger offene Diskriminierung. Nach vielen vergeblichen Anläufen hat im November 2012 das Landesparlament in Schleswig-Holstein Sinti und Roma als nationale Minderheit anerkannt. Baden-Württemberg schloss mit dem dortigen Landesverband vor einem Jahr einen Staatsvertrag, der das erlittene Leid würdigt, die deutschen Sinti aber auch dazu verpflichtet, die Integration der bleibeberechtigten Roma zu unterstützen. Aber das gegenseitige Misstrauen ist noch lange nicht aus der Welt geschafft