Mittwoch, 17. April 2024

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Gesetz gegen Sportbetrug
"Die Gesellschaft muss vom Sport transparente Strukturen verlangen"

Renate Künast hat das geplante Gesetz gegen Sportbetrug kritisiert. Die Integrität des Sports stelle man nicht mit dem Strafgesetzbuch her, sagte die Grünen-Politikerin im Deutschlandfunk. Der Sport müsse selbst Regeln schaffen, statt von Steuergeldern finanzierte Strukturen wie Polizei und Justiz zu nutzen.

Renate Künast im Gespräch mit Marina Schweizer | 12.03.2017
    Die Bundestagsabgeordnete Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) hält am 14.11.2014 im Bundestag in Berlin eine Rede.
    Renate Künast 2014 im Deutschen Bundestag (dpa / picture-alliance / Friedrich Bungert)
    Sie halte ein Gesetz gegen Sportbetrug für den falschen Weg, sagte Künast. Im Strafgesetzbuch gebe es bereits die Straftatbestände gegen "Betrug und Bestechung im geschäftlichen Verkehr", mit denen man gegen Sportwettbetrug vorgehen könne. Zum anderen sei es Aufgabe des Sports, die Integrität des Sports herzustellen.
    "Der Sport muss klare Regeln schaffen, dass sich die Staatsanwälte nicht damit beschäftigen müssen", sagte Künast. Diese seien ohnehin mit anderen Dingen ausgelastet.
    "Wettanbieter als Sponsor - was ist das denn?"
    Der Sport habe hausgemachte Probleme, die er zuerst selbst lösen müsse. "Wir brauchen nur 'FIFA' sagen - dann lachen schon alle Leute. Dann reden wir über Sportwettbetrug, aber 18 Vereine haben einen Wettanbieter als Sponsor. Da kann ich nur sagen: Was ist das denn?"
    Wenn gar nichts anderes mehr gehe, könne man immer noch das Stafgesetzbuch nutzen. Bei Polizei, Staatsanwälten und Gerichten sei das Problem aber nur auf Kosten des Steuerzahlers verschoben, sagte Künast. Und der Sport sei "eine große Lobbygruppe, die viel Geld hat".
    Die aktuellen Strukturen im Sport seien nebulös. "Es ist eine Einladung, diese Strukturen zu benutzen." Der Staat und die Gesellschaft müssen vom Sport "ordentliche und transparente Struturen verlangen".
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.