Aus den Feuilletons

"Die Kunst wird den Streit überleben"

Die Buchstaben BDS - für Boycott, Divestment and Sanctions - werden von Demonstranten hochgehalten, die anlässlich des Besuchs des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Bundeskanzerlamt in Berlin im Juni 2018 protestierten
Zumeist lautstark und eher wenig am Austausch von Argumenten interessiert: BDS-Protest (Boycott, Divestment and Sactions) anlässlich des Besuchs von Benjamin Netanjahu in Berlin © imago/Stefan Zeitz
Von Klaus Pokatzky · 19.08.2018
Die israelfeindliche BDS-Bewegung hat es mit gebrüllten Boykott-Forderungen nun auch ins Feuilleton geschafft. Und: Dass studentische Essays von Maschinen bewertet werden, ist kein gutes Zeichen.
"Das Klingonische", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, "wurde bekanntlich auf dringenden Wunsch der Filmcompany Paramount erfunden, damit die Außerirdischen im Star-Trek-Universum keinen Unsinn reden", klärt uns Lothar Müller auf. "Die Innerirdischen sollen sie nicht verstehen können, aber den Eindruck haben, dass die Außerirdischen sich untereinander in einer für sie sinnvollen Sprache verständigen." Vorsicht Klingonen: Unterschätzt die Innerirdischen nicht!

Maschinelle Bewertung von Studenten

"Ob künstliche Intelligenz", steht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, "in der Lage ist, einen mit menschlicher Intelligenz verfassten Text angemessen zu bewerten, ist Gegenstand heftiger Diskussionen und amüsanter Anekdoten".
Also auf in die unendlichen Weiten des digitalen Universums. "Mehr als 34 Millionen Studenten sind im vergangenen Jahr", schreibt Fridtjof Küchemann, "maschinell bewertet worden, Tausende von Hochschulen in aller Welt erkennen die Eignungstests für Master-Studiengänge an".
Dabei bekommen die akademischen Bewerber "unter anderem eine halbe Stunde Zeit zum Verfassen eines Essays zu einer vorgegebenen These" - und das Ergebnis wird nicht nur von einem menschlichen Gutachter geprüft - "sondern auch von Computern. Die Noten beider werden gleichwertig behandelt, bei zu großer Abweichung wird ein zweiter Mensch hinzugezogen."
Klingonen sind noch nicht dabei - würden aber gut in das System passen, wo manchmal Essays Bestnoten erreichten, "die aus einem einzigen, eine Seite lang wiederholten Buchstaben bestanden, oder solche, in denen ein sorgfältig geschriebener Absatz kurzerhand fünfmal untereinander kopiert wurde".
Wann macht der Computer die Kulturpresseschau? Wann gibt es Podiumsdiskussionen, wo nur lauter Computer nebeneinandersitzen und miteinander streiten?

Debatten rund um die Ruhrtriennale und BDS

"Manche Statements wurden schlicht niedergebrüllt", heißt es in der SÜDDEUTSCHEN zu ganz heftigen Debatten von Innerirdischen. "Rund 500 Zuhörer verfolgten 90 Minuten lang Beiträge, die Norbert Lammert, ehemaliger Bundestagspräsident, souverän moderierte", fasst die Tageszeitung DIE WELT zusammen. Es ging - wie ja auch in unserem Programm schon berichtet - in der Turbinenhalle Bochum um die Ruhrtriennale; es ging um die "BDS-Bewegung ('Boycott, Divestment and Sanctions'), die einen ökonomischen und kulturellen Boykott Israels verfolgt", so die Tageszeitung TAZ: "Seit Wochen stehen das Theaterfestival und seine Intendantin Stefanie Carp in der Kritik, weil sie die schottische Band Young Fathers, die ebenfalls den BDS unterstützt, erst ein-, dann aus-, dann wieder eingeladen hatte. Schließlich sagte die Band den Auftritt ab", bilanziert Christian Werthschulte die Crux.
"Die Kunst wird den Streit überleben", hofft Martin Krumbholz in der SÜDDEUTSCHEN. "Es handelt sich auch um eine innerjüdische Auseinandersetzung", meint die FRANKFURTER ALLGEMEINE - und zwar zwischen israelkritischen Juden und Juden, die sich mit dem Staat Israel identifizieren.
"Michael Vesper fühlt sich auf Parteitage in der Gründungsphase der Grünen zurückversetzt", berichtet Patrick Bahners über den früheren nordrhein-westfälischen Kulturminister von den Grünen: "In jeder anderen Versammlung wären die Störer zweifellos des Saales verwiesen worden." Die Debatte geht weiter. Vielleicht ja auch digital.

Untersuchung über sehr aktive Twitterer

"Männer sind überrepräsentiert", fasst der Berliner TAGESSPIEGEL eine Untersuchung zusammen über die besonders aktiven Twitterer. "Auch ein stärkerer Hang zur Angeberei", wird denen laut Joachim Trebbe attestiert, "ein ausgeprägtes Anspruchsdenken, ein höherer Autoritätsanspruch und eine überdurchschnittliche Überheblichkeit."
Ich habe noch nie getwittert.
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