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Gewerkschaften für Sportarten mit Ligabetrieb
Vieles ist möglich

Vor einer Woche haben Spitzensportler auf ihrer Vollversammlung den unabhängigen Verein "Athleten Deutschland" gegründet. Die Anforderungen der verschiedenen Sportarten an den Verein sind ganz unterschiedlich. Bei Sportarten im Ligabetrieb steht besonders die Unterstützung bei der Bildung von Gewerkschaften im Vordergrund.

Von Andrea Schültke | 22.10.2017
    Volleyball-Athletensprecher Max Günthör bei einem Spiel mit seinem Team VfB Friedrichshafen.
    Volleyball-Athletensprecher Max Günthör, hier bei einem Spiel mit seinem Team VfB Friedrichshafen, wünscht sich eine Gewerkschaft für die Spieler in der Bundesliga. (dpa/picture alliance/ Felix Kästle)
    In der Satzung von "Athleten Deutschland" heißt es:
    "Der Verein berät, unterstützt und engagiert sich u.a. in den die Athleten betreffenden Themenbereichen."
    Dann sind Themen aufgeführt wie "Anti-Doping", "Missbrauch und sexualisierte Gewalt" oder "duale Karriere". Ein weiterer Punkt ist die "Unterstützung bei der Bildung von Gewerkschaften für einzelne Sportarten".
    Ein Satz, der den Athletenvertretern aus dem Volleyball und Basketball am Herzen lag. Denn dadurch kann der Verein "Athleten Deutschland" auch Mannschaftssportarten unterstützen, in deren Ligabetrieb Spieler bei Vereinen angestellt sind.
    Wunsch nach Gewerkschaften in Bundesligavereinen
    Basketballer Sascha Leutloff schildert die besondere Situation dieser Sportler: "Diese Athleten, die Angestellte vom Verein sind, sind in ganz anderen Rechtsverhältnissen als es ein anderer Athlet in einem anderen Verband ist, der über den DOSB gefördert wird. Das heißt, diese Athleten, die in Angestelltenverhältnissen sind in den Clubs, bräuchten theoretisch auch eine andere Vertretung".
    Die Konstellation in Sportarten wie Basketball, Volleyball, Handball oder Eishockey ähnelt sich: Die Profi-Spieler sind nicht nur ihrem Verband verpflichtet sondern als Angestellte auch ihren Vereinen. Volleyball-Athletensprecher Max Günthör erläuterte am Rande der Athletenvollversammlung, worum es den Spielern in dieser Konstellation geht:
    "Dass wir gerne eine Gewerkschaft auch für die Spieler in der Bundesliga schaffen würden, es zurzeit aber ressourcentechnisch auch was die Hintergrundinformationen, was man dafür nötig hat, nicht schaffen das im Ehrenamt abzudecken".
    Mannschaftssportler hoffen auf Beratung und Unterstützung
    Durch die Gründung von "Athleten Deutschland" erhoffen sich die Mannschaftssportler Beratung und Unterstützung von den hauptamtlichen Mitarbeitern des Vereins, damit "wir uns in naher Zukunft, wenn der Verein ins Laufen gekommen ist, die Möglichkeit bekommen, irgendwann auch die Rechte der Spieler in der Bundesliga wahrnehmen zu können".
    Im Basketball gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren so eine Interessenvertretung. Auf die Beine gestellt auch aufgrund des sogenannten Bosmann-Urteils. Der belgische Fußball-Profi Jean-Marc Bosmann hatte 1995 erreicht, dass Profisportler in Europa nach Vertragsende ablösefrei zu einem anderen Verein wechseln dürfen. Bis dahin gab es in europäischen Ligen Einschränkungen für den Einsatz ausländischer Spieler. Die waren mit dem Urteil hinfällig.
    Sascha Leutloff berichtet, dass sich die Basketball-Nationalspieler aus diesem Anlass schon vor Jahren zu einem Verein zusammengeschlossen haben. Ein Versuch, Druck auf die Liga auszuüben. Ergebnis: eine Quotenregelung – sechs ausländische und sechs deutsche Sportler im Kader für jedes Spiel der Basketball-Bundesliga. Aber: "Diese Leute, die sich am meisten engagiert haben in diesem Verein, haben das ehrenamtlich gemacht und man hat versäumt professionelle Strukturen zu schaffen um diesen Verein nachhaltig zu etablieren", der Co-Athletensprecher der Basketballer Sascha Leutloff.