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GfK-Konsumklimaindex
Konjunktursorgen wachsen, Kauflaune sinkt

Die Kauflaune der Deutschen – trotz aller Krisen schien sie in den vergangenen Monaten quasi unverwüstlich. Die Menschen gaben ihr Geld aus und trugen so zum Wirtschaftswachstum bei. Nun gibt der Konsumklima-Index der Gesellschaft für Konsumforschung zum ersten Mal leicht nach. Bei teureren Anschaffungen zögern die Verbraucher, sie sparen lieber wieder mehr.

Von Brigitte Scholtes | 21.08.2015
    Schatten vor dem Schriftzug: Bis zu 70 % reduziert
    Die Kauflaune der Deutschen ist leicht gesunken, die Verbraucher sparen wieder. (imago/Müller-Stauffenberg)
    Die eingetrübten Konjunkturerwartungen dämpfen auch die Stimmung unter den deutschen Verbrauchern. Der monatlich errechnete Konsumklimaindex der GfK, der Gesellschaft für Konsumforschung, dürfte im September deshalb leicht auf 9,9 Punkte fallen nach 10,1 im August. Das ist der schlechteste Wert seit einem halben Jahr. Der etwas größere Pessimismus der Konsumenten zeige sich auch in ihrer Einkommenserwartung. Bei teureren Anschaffungen zögern die Verbraucher, sie sparen lieber wieder etwas mehr. Dabei dürften sich deren Einkommen auch wegen der niedrigen Inflation weiter positiv entwickeln, meint Rolf-Bürkl, Experte der GfK:
    "Für diese gute Entwicklung sprechen ja auch die aktuell veröffentlichten Informationen zu den Steuereinnahmen, die ja um über acht Prozent jetzt gestiegen sind im Juli. Das zeigt, dass auch die Löhne hier entsprechend doch deutlich zugelegt haben."
    Der Konsum ist wichtig für die deutsche Volkswirtschaft, er trägt etwa 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Auf längere Sicht betrachtet sei das Niveau des Index immer noch sehr hoch, meint Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft der Dekabank:
    "Fast schon euphorisch gute Stimmung beim Konsumenten berechtigterweise, sodass wir auch in diesem und nächstem Jahr davon ausgehen, dass insbesondere der deutsche Konsument der Treiber der konjunkturellen Expansion sein wird."
    Sorge um Entwicklung der Weltkonjunktur
    Zwischen April und Juni hatte der Export maßgeblich das Wirtschaftswachstum in Deutschland von 0,4 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal getragen. Wegen der sich eintrübenden wirtschaftlichen Lage in den Schwellenländern, vor allem in China, aber wachsen nun die Sorgen um die Entwicklung der Weltkonjunktur. So war die Stimmung der chinesischen Unternehmer im August so schlecht wie seit sechseinhalb Jahren nicht mehr. Die chinesischen Unternehmen produzierten so wenig wie seit vier Jahren nicht mehr. Volkswirt Holger Bahr aber beruhigt:
    "Es ist noch nicht der freie Fall, sozusagen die Erkenntnis, dass die Welt in die Rezession abgleitet, das wäre vollkommen verfrüht. Aber nichtsdestotrotz müssen wir das sehr genau beobachten und sehr genau schauen, inwieweit es auch der chinesischen Regierung gelingt gegenzusteuern und zumindest das von ihr angestrebte Wachstum von sieben Prozent zu erreichen. Selbst wenn es knapp darunter ist, dann reicht es allemal, dass die Weltwirtschaft moderat wächst, und das wäre dann auch für deutsche Exporteure noch ein hinreichend gutes Umfeld."
    Moderates Wachstum
    Immerhin hatten die zahlreichen schlechten Nachrichten aus den Schwellenländern die Stimmung der Unternehmen im August nicht spürbar belastet: Die Einkaufsmanager der europäischen Firmen waren sogar etwas zuversichtlicher. China sei dabei, sein Wachstumsmodell umzustellen, erklärt Horst Löchel, China-Experte der Frankfurt School of Finance & Management:
    "Die Welt muss sich auf ein normales China einstellen, der Wilde Westen, die wilden Zeiten sind vorbei."
    Geld auf die hohe Kante
    Und deshalb müsse sich auch die deutsche Exportwirtschaft darauf vorbereiten, "dass man mit normalen Umsatzsteigerungen, Gewinnsteigerungen zufrieden sein muss und diese dramatischen Steigerungen, die wir jetzt in den letzten 20 Jahren sehen, da, wo es sozusagen nach oben gar keine Grenzen mehr gibt, die Zeiten sind sicherlich vorbei. Die Einkommensentwicklung ist nach wie vor sehr positiv auch für die Verbraucher, und das vor dem Hintergrund einer sehr niedrigen Inflation. Und für diese Entwicklung sprechen ja auch die aktuell veröffentlichten Informationen zu den Steuereinnahmen, die ja um über acht Prozent jetzt gestiegen sind im Juli. Das zeigt, dass auch die Löhne hier entsprechend doch deutlich zugelegt haben."
    Die Verbraucher gingen aber weiter davon aus, dass sich ihre finanzielle Lage weiter verbessern werde, meint Bürkl. Denn der Arbeitsmarkt bleibe ja stabil. Dennoch sind sie etwas vorsichtiger, wenn es um größere Anschaffungen wie Möbel oder ein neues Auto geht. Stattdessen legen sie lieber wieder etwas mehr Geld auf die hohe Kante.