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Ghostbuster-Prototyp
Geisterfahrer mit Sensor-Technik erfassen

Geisterfahrer könnten künftig unmittelbar erfasst werden: Von Sensoren, die in den oberen Teil der Leitplanken integriert sind. Einen Prototyp des sogenannten "Ghostbuster"-Systems legten jetzt Studierende von der Universität des Saarlandes vor. Sie haben zudem ein Modul eingebaut, das die Polizei anrufen kann. Interesse aus der Industrie gibt es bereits.

Von Simon Schomäcker | 09.12.2016
    Benjamin Kirsch, Daniel Gillo und Julian Neu (v.l.n.r.) präsentieren ihren "Ghostbuster".
    Benjamin Kirsch, Daniel Gillo und Julian Neu (v.l.n.r.) präsentieren ihren "Ghostbuster". (Oliver Dietze, Universität des Saarlandes )
    Eine Autobahn bei Nacht. Am rechten Fahrbahnrand markieren reflektierende Leitpfosten den Verlauf der Straße. Bald könnten sie aber eine zweite Funktion bekommen – und das auch tagsüber. Sie könnten Falschfahrer schnell erkennen. Möglich macht das ein besonderes Sensor-System namens "Ghostbuster". Es ist kaum größer als zwei Streichholzschachteln und in dem oberen Teil der Pfosten integriert. Entwickelt haben es die Studenten Julian Neu, Benjamin Kirsch und Daniel Gillo von der Universität des Saarlandes. Das System gegen Geisterfahrer ist dreistufig aufgebaut, erklärt Julian Neu.
    "Zuerst haben wir einen Bewegungsmelder, der dauerhaft aktiv ist und der erkennt Wärmestrahlung, also Infrarot-Strahlung. Der ist sehr empfindlich und geht bei allem an, was sich da bewegt. Da kann ein Auto vorbeifahren, da kann auch ein Fußgänger vorbeigehen. Dann haben wir im nächsten Schritt ein Mikrofon verbaut, mit dem wir eine Soundanalyse durchführen können. Wir haben im dritten Schritt ein Paar Ultraschallsensoren, die als eine Art Lichtschranke verwendet werden."
    Die Ultraschallsensoren sind auf beiden Seiten des Leitpfostens angebracht. Und zwar so, dass das Auto erst an dem einen, dann an dem anderen Sensor vorbeifährt. Damit lässt sich schnell die Fahrtrichtung feststellen. Mit der Soundanalyse möchten die drei Studenten vermeiden, dass ihr System etwa schon bei einem Tier Alarm schlägt. Schließlich wertet ein Mikro-Controller alle Daten aus. Neu, Kirsch und Gillo haben ihren "Ghostbuster" auch schon auf dem Uni-Campus getestet.
    Flächendeckender Einsatz der Sensortechnik wünschenswert
    "Da haben wir auch gewisse Filter eingebaut, die eben den Fehler reduzieren. Nehmen wir mal an, da ist ein großes Fahrzeug und der misst jetzt drei- oder viermal und meint dann, das wäre was Unterschiedliches. Wir haben das Ganze an Bussen getestet oder wenn auch mal ein Auto mit Hänger vorbeigefahren ist. Das hat dann auch ganz gut funktioniert."
    Die Idee wäre ein flächendeckender Einsatz der Sensortechnik, die solar- und akkubetrieben funktioniert.
    "Prinzipiell wäre die Endvorstellung, dass man an jeder Abfahrt mindestens einen Leitpfosten mit dem System ausstattet. Vielleicht ist das Saarland dabei und würde es mal testen, besonders an kritischen Stellen. Und dann könnte man das flächendeckend einfach erweitern – vielleicht sogar bundesweit."
    Die Studenten haben sich auch überlegt, womit ihr Geisterfahrer-Detektor Autofahrer und Behörden warnen könnte. Julian Neu:
    "Bei unserem Prototyp haben wir ein Warnschild gehabt und das hat dann aufgeleuchtet, wenn jemand falschrum vorbeigefahren ist. Was wir auch noch gemacht haben – wir haben ein Kommunikationsmodul eingebaut und können einen Anruf tätigen an Behörden, zum Beispiel an Polizei, Rettungswagen oder Feuerwehr."
    Technik lässt sich in vorhandene Leitpfosten integrieren
    Vorteil des Saarbrücker "Ghostbusters" wäre vor allem, dass sich die Technik in vorhandene Leitpfosten integrieren lässt. Allerdings ist noch ein GPS-Sender nötig. Erst damit ließen sich Geisterfahrer auch orten. Anschließend müssten sich Hersteller finden, die den Geisterjäger in Serie produzieren. Auf der Münchner Messe Electronica haben die Entwickler an einem Studentenwettbewerb teilgenommen – und direkt den ersten Platz belegt. Überrascht waren sie auch von der großen Resonanz, betont Benjamin Kirsch:
    "Da kamen Leute aus den USA, aus China oder sonst woher. Und die haben sich alle sehr interessiert dieses Projekt angeschaut. Mit seinem Stand war man da neben Ständen, die ganz andere Budgets und Mittel hatten. Aber trotzdem war man da so ebenbürtig als Aussteller angesehen. Und dann noch dieser Vortrag vor den ganzen Menschen. Das war eine ganz andere Hausnummer, als man das sonst gewohnt ist. Und von daher war es im Gesamtpaket sehr, sehr positiv."