Giftpfeile aus dem Hinterhalt

Von Stephanie Rapp und Käthe Jowanowitsch · 19.10.2008
Die Geschichte der menschlichen Zivilisation ist voll von Intrigen. Indem man sich der Tücke bedient, versucht man sich von der göttlichen Vorsehung zu befreien und durch eigenes Handeln Schicksal zu spielen. Beispiele für Intrigen in der Literatur gibt es viele: von der biblischen Geschichte des Bruderzwistes zwischen Jakob und Esau über das Trojanische Pferd in Homers "Odyssee", Schillers "Kabale und Liebe", Choderlos de Laclos' "Gefährliche Liebschaften" bis zu Frederic Forsythes "Der Schakal".
Immer hat die Intrige den Zweck, andere zu schädigen und die eigene Position zu verbessern - sei es im Alltag, in der Liebe, im Beruf, in der Politik. Dabei bedient sie sich der unterschiedlichsten Mittel: Verkleidung und Verstellung, Gerücht und üble Nachrede, Betrug, Verrat, Bestechung, Spionage. Intrige ist auch ein Mittel der Politik. Das gilt von der Antike bis heute. So wurde Cäsar von seinem Zögling Brutus hinterrücks ermordet. Machiavellis "Il Principe" ist ein Handbuch der politischen Intrige und Pflichtlektüre moderner Machtmenschen. Herbert Wehner betrieb den Rücktritt Willy Brandts als Bundeskanzler, indem er aus Moskau kryptisch kundtat: "Der Herr badet gerne lau". Dass sich die Intrige vortrefflich dazu eignet, Gegenspieler auszuschalten, macht sie auch in Liebesdingen und Karrierefragen unentbehrlich.

Wie ist die Intrige moralisch einzuordnen? Wo genau verläuft die Grenze zwischen List und Hinterlist? Kann der Zweck die Mittel heiligen? Ist eine Intrige gegen Diktatoren legitim? Warum ist Heimtücke besonders geächtet? Darf man Gleiches mit Gleichem vergelten? Sind die Standhaften immer die Guten? Und was ist dran an dem Vorurteil, dass Frauen intriganter sind als Männer?