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Glück auf!
Comics und Kohle

Es ist keine sozialromantische Ruhrkohle-Abschiedsschau: Die Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen zeigt mit der Ausstellung "Glück auf!" eine bisweilen selbstironische, kleine Sammlung von Comic-Raritäten. Facettenreich und mit Liebe zum Detail - nicht nur für Fans.

Von Achim Hahn | 02.05.2018
    Ein Ausschnitt aus dem Comic "Bodo und Heinz" von Ralf König. Zu sehen sind die zwei Protagonisten als Bergmänner
    Ein Ausschnitt aus dem Comic "Bodo und Heinz" von Ralf König (Ralf König)
    Der Abbau der Kohle - jahrzehntelang prägte er das Selbstverständnis des Ruhrgebiets - und auch seine Comic-Kunst. "Glück auf!" - wie man dort immer noch sagt - der Titel der neuen Comic- und Cartoon-Ausstellung in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen. Allerdings: "Die Kohle im Comic ist nichts, was dort ständig vorkommt." Museeumsleiterin Christine Vogt musste also schon ausgiebig nachforschen. "Es war tatsächlich schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte."
    Keine melancholische Ruhrkohle-Abschiedsschau
    "Glück auf!" ist zum Glück keine melancholische Ruhrkohle-Abschiedsschau, sondern eine bisweilen selbstironische und metaphernreiche, kleine Sammlung von Raritäten bis hin zu den popkulturellen Stars, die sich im weitesten Sinne mit dem Thema beschäftigen: Etwa Walter Moers, in dessen aktueller Graphic Novel "Stadt der träumenden Bücher": "Wo er zusammen mit Florian Biege ganz aufwendig mit einer sehr malerischen Kolorierung am Computer diese Zamonien-Geschichte neu angelegt hat ..."
    ... spielen Diamanten, die ja im weitesten Sinne aus Kohle bestehen, eine storyrelevante Rolle. Oder Ralf König, von dem kaum bekannt sein dürfte,
    "… dass der in ganz jungen Jahren, Mitte der 80er-Jahre für ein Sicherheitsmagazin im Bergbau gezeichnet hat und eine Doppelfigurengruppe Bodo und Heinz entwickelt hat, das ist übrigens tatsächlich für sein späteres Oevre auch wichtig, wo es aber um Sicherheitsbestimmungen im Bergbau geht, wo er selber gesagt hat: Ich hatte von Tuten und Blasen überhaupt keine Ahnung. Ich wusste nichts. Die haben erst mal gesagt: Komm mal vorbei, wir fahren mit dir mal unter Tage, damit du mal siehst, worum es eigentlich geht."
    Gezeigt werden Originale, Scribbles, Variationen, kommentierte Drucke von Künstlern und Künstlerinnen wie etwa Isabell Kreitz oder Ulrike Martens: "Wo zum Beispiel der Kolibri einen Helm trägt und damit auch diese Kohle mit hineinkommt."
    Eine facettenreiche Ausstellung
    Es gibt Zeitungspublikationen und Briefwechsel, Auszüge einer noch unvollendeten Graphic Novel, Handpuppen und Comic-Objekte. Etliche Details dürften Comicfans freuen, und auch Donaldisten finden in der Aufbereitung des Comics "Die Ducks im Ruhrgebiet" kleine Hommage-Zitate an Carl Barks, den Donald-Zeichner schlechthin.
    Und: "Es sind auch zwei Arbeiten tatsächlich in Auftrag gegeben worden: Steff Murschetz hat eine historische Geschichte von 1912 erzählt, wo es ein Schlagwetter, also eine Explosion mit Toten gab - in der Zeche Osterfeld hier in Oberhausen. Und Jan Gulbransson, der auch mit den "Ducks im Ruhrgebiet" hier vertreten ist, der aber auch für uns extra eine kleine Geschichte entwickelt hat zu dem Thema."
    Völlig unterschiedliche Künstler wie Jamiri, Thorsten Wieser oder Hendrik Dorgathen zeigen mit vielen anderen Kollegen ästhetisch wie inhaltlich abwechslungsreiche Variation des Themas.
    "Hendrik Dorgathen hat eine Geschichte gemacht 'Der Stahlgolem', die wir zeigen. Es geht da auch immer wieder um diese Strukturwandelfrage. Also bei dem Stahlgolem ist es so, dass er ins Centro fährt und auf einmal jemanden sieht mit so einer alten Aktentasche, so wie früher, und dann so eine Vision hat, als ob unter Tage der Stahlgolem alles weiterformen würde. Oder auch Ulf K., der mit Hieronymus B., das ist eine seiner fiktiven Figuren, eine Geschichte gemacht hat, wo es supertoll gezeichnete und sehr poetische Bilder gibt, wo zum Beispiel die Kühltürme und Schlote ihre Aktentasche packen und nach Hause gehen."
    Special Guest: "Kumpel Anton! Das ist natürlich, der der immer schon da war." Einer, mit dem ältere Zeitungsleser im Ruhrgebiet aufgewachsen sein dürften: "Anton sagt der Cervinski für mich" Der klassische Anfang einer "Kumpel Anton"-Story, die von Otto Behrenbrock illustriert wurde. "Ist also so ne typische Karikaturenfigur, die ja mit dem Ruhrgebiet ganz stark verbunden wird."
    "Glück auf!" - eine sehenswerte, kleine, in nur zwei Räumen inszenierte Ausstellung. Facettenreich und mit viel Liebe zum Detail.
    Die Ausstellung ist in der Ludwiggalerie Oberhausen noch bis zum 09.09.2018 zu sehen.