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Golf-Reise Gabriels
Gespräche rund um die Krise

Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel wird während seiner Reise in die Golf-Region auch in Saudi-Arabien und Katar Station machen. Zwischen diesen beiden Staaten kriselt es - auch deutsche Investitionen könnten darunter leiden.

Von Klaus Remme | 03.07.2017
    Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) steigt am 03.07.2017 auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel in Berlin in einen Airbus A340 der Deutschen Luftwaffe. Gabriel besucht während einer dreitägigen Reise verschiedene Staaten in der Golfregion.
    Sigmar Gabriel bei seiner Abreise in die Golfregion. (Gregor Fischer/dpa)
    Die Reise des deutschen Außenministers führt mitten ins Zentrum einer Krise mit großer Sprengkraft. Sigmar Gabriel wird Gespräche in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Katar führen und am Ende auch in Kuwait Station machen. Das Emirat will vermitteln, erst am Freitag war der kuwaitische Sonderbeauftragte nach Gesprächen in Washington auch in Berlin. Im Auswärtigen Amt, so Sprecher Martin Schäfer, ist allen klar, dieser Streit ist alles andere als nur ein Zwist zwischen Herrscherfamilien.
    "Worauf es jetzt ankommt, ist, dass alle Seiten im Blick behalten, was auf dem Spiel steht, es nämlich nicht nur um die Wohlfahrt und den Frieden und die Stabilität jeder einzelnen dieser Golf-Monarchien, sondern es geht tatsächlich um mehr: nämlich um die Stabilität in einer ganzen Region, die von Europa gar nicht so weit weg ist."
    Eine Region, die durch Öl und Gas über Jahrzehnte zu einem strategischen Zankapfel geworden ist und die vor Waffen strotzt, allein die Amerikaner haben Milliarden investiert, auf beiden Seiten des Streits. Donald Trump wählte Saudi-Arabien als erste Station seiner ersten Auslandsreise, gleichzeitig sind 12.000 US-Soldaten in Katar stationiert.
    Katar ist Saudi-Arabien ein ständiger Dorn im Auge
    Katar, das seit Jahren eine selbstbewusste und eigenständige Außenpolitik macht und damit den Saudis, die sich als natürliche Führungsnation der Golf-Staaten verstehen, ein ständiger Dorn im Auge ist.
    Terrorfinanzierung, so lautet ein zentraler Vorwurf, der zum aktuellen Boykott und dem Abbruch diplomatischer Beziehungen mehrerer arabischer Staaten unter Führung Saudi-Arabiens zu Katar geführt hat. Die Kataris wurden mit drastischen Forderungen konfrontiert, darunter eine Distanzierung vom Iran, eine Reduzierung der militärischen Beziehungen zur Türkei und die Schließung des Fernsehsenders Al Jazeera.
    Wenn Sigmar Gabriel nun in die Region reist, dann wird er sicherlich, falls gewünscht, deutsche Hilfe zur Beilegung des Konflikts anbieten. Doch Berlin will hier gleichzeitig auf keinen Fall in der Rolle des Vermittlers gesehen werden:
    "Wir wollen nicht öffentlich die 13 Punkte kommentieren, sondern das ist Teil eines Verhandlungsprozesses, von dem wir hoffen, dass er jetzt vielleicht in Gang kommt."
    Ökonomisches Eskalationspotenzial ist enorm
    Das Eskalationspotenzial dieser Krise ist enorm. Nicht so sehr in erster Linie militärisch, sondern ökonomisch. Katar agiert selbstbewusst und geriert sich in dieser Krise als Opfer. Die deutsche Wirtschaft ist am Golf grenzüberschreitend investiert. Andersherum gilt Quatar Investment Authority als einer der größten Staatsfonds weltweit, mit Anteilen unter anderem an VW, an Siemens und der Deutschen Bank. Eskaliert der Konflikt, dann könnte das auch für deutsche Unternehmen ernsthafte Konsequenzen haben:
    "Wenn da etwa Forderungen im Raum stehen, dass sich Investitionspartner für das eine oder andere Land entscheiden müssen, ist das eine schwerwiegende, vielleicht für deutsche Unternehmen eine unmögliche Entscheidung, weil das ganze Logistikkonzept darauf aufbaut, dass im Golf-Kooperationsrat die Grenzen durchlässig sind und man in einem Land investieren und im andern Land wird Handel treiben können."
    Am Mittwoch Abend wird der deutsche Außenminister in Berlin zurück erwartet.