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Gräueltaten des IS im Irak und in Syrien
Tausende Opfer in Massengräbern verscharrt

Die Terrormiliz IS hat in Syrien und im Irak möglicherweise tausende Menschen getötet und in Massengräbern verscharrt. Das geht aus einer Recherche der Nachrichtenagentur AP hervor. Sie hat 72 Gräber dokumentiert - das soll jedoch nur die Spitze des Eisbergs sein.

30.08.2016
    Ein Mann steht betend vor zwei auf dem Boden liegenden Flaggen, auf denen Blumen drapiert sind.
    Mehr als 40 Massengräber wurden bislang in der Jesidenregion im Irak gefunden (Archivbild). (dpa/AP Photo/Khalid Mohammed)
    In Syrien hat AP bereits 17 Orte mit einem Massengrab ausgemacht, darunter eines, das die Leichen von Hunderten Angehörigen eines einzelnen Stammes enthält. Im Fall von mindestens 16 Massengräbern im Irak können die Behörden nicht einmal schätzen, wie viele Tote sie enthalten: Sie liegen zumeist in Gebieten, in denen es zu gefährlich ist, die Leichen auszugraben. In anderen Fällen basieren die Schätzungen auf den Angaben traumatisierter Überlebender, IS-Propaganda und Rückschlüssen nach einem oberflächlichen Blick auf die Erde. Die Recherchen kommen bisher auf Opferzahlen zwischen 5.200 und 15.000.
    600 Gefängnis-Insassen massakriert
    Im Irak war besonders die Region Sindschar von den Gräueltaten des IS betroffen. Dort lebten vor allem Jesiden, eine religiöse Minderheit. Muslimische Extremisten hatten sie als Teufelsanbeter gebrandmarkt, im August 2014 wurden sie vom IS angegriffen. Doch die Taten des IS gehen weit über die Jesiden-Region im Norden des Landes hinaus: Satelliten bieten Einblick in Massaker wie dem an 600 männlichen Insassen des Badusch-Gefängnisses nahe Mossul im Juni 2014. Fotos, die der Analysefirma AllSource Analysis vorliegen, zeigen zusammengescharrte Erde und Reifenspuren, was auf das Blutbad hindeutet.
    "Dies ist ein Tropfen in einem Ozean von Massengräbern"
    In Syrien liegt das meiste noch im Dunkeln. Aktivisten glauben, dass es in vom IS kontrollierten Gebieten hunderte Massengräber gibt, die erst untersucht werden können, wenn die Kämpfe aufgehört haben. Einwohner haben hinter den IS-Linien einige der Massengräber dokumentiert und sogar manche ausgehoben. deinige der schlimmsten fand man in der östlichen Provinz Dair as-Saur. Dort wurden in einem einzelnen Grab 400 massakrierte Angehörige des Schueitat-Stammes entdeckt.
    Die 17 in Syrien dokumentierten Gräber sind nur die Spitze des Eisbergs, befürchtet Siad Awad, ein Journalist, der sich mit den Gräbern in seiner Region auseinandersetzt. "Dies ist ein Tropfen in einem Ozean von Massengräbern, die man vermutlich im künftigen Syrien entdecken wird".
    (cvo/tzi)