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Finanzplanung für Anfänger

Eine gute Idee reicht nicht aus - gefragt ist bei Unternehmensgründern auch eine solide Finanzierung. Und da tun sich gerade Geisteswissenschaftler oftmals schwer. Die Berliner Initiative "creare!" rät zum Sprung ins kalte Wasser - und hilft dabei.

Von Claudia van Laak | 23.02.2010
    Ab und zu fällt der Blick von Hanna Lisa Linsmeier nach vorn auf das Podium. Dort steht ein Schatzkästchen gefüllt mit Schoko-Goldmünzen - als Anreiz für die potenziellen Firmengründer. Nicht, dass die Studentin der Romanistik sofort und unbedingt reich werden möchte. Aber so ein Goldschatz für die Umsetzung ihrer Unternehmensidee wäre nicht schlecht.

    "Ja, es geht darum einen Comicverlag zu gründen und da sollen eben Literaturadaptionen, auch Geschichten über, ja mit politischem Hintergrund verlegt werden und zwar in Printform, aber auch zum Download auf der Website bereitstehen."

    Die 27-Jährige schreibt gerade ihre Abschlussarbeit an der Uni Potsdam, nach dem Master will sie den Verlag gründen. Thomas Magosch hangelt sich im Moment als Freiberufler von einem Projekt zum anderen - er schreibt Reisebücher, arbeitet in der Leseförderung an Schulen. Eine richtige Firma wäre nicht schlecht, sagt er. Vor dem Finanzbereich hat der Germanist allerdings gehörigen Respekt. Seine Ideen:

    "Also das eine ist so eine Onlineplattform, die mit Souvenir- und Tourismus so ein bisschen zu tun hat, das andere ist eine Spinnerei, die in Richtung "Spielplatz für Erwachsene" geht. Das ist allerdings schon eine größere Sache, wo ich sehr viel mehr Zeit brauche, um das zu entwickeln, wo ich auch Partner brauche, um das Ganze realisieren zu können, ja weil das sehr geldintensiv ist und sehr arbeitsintensiv ist."

    Die beiden Geisteswissenschaftler lassen sich bei ihrer Unternehmensgründung durch das derzeit schwierige Umfeld nicht beeindrucken. Im Gegenteil, sagt Hanna Lisa Linsmeier.

    "Ich glaub, dass das eigentlich gar nicht schlecht ist, jetzt was zu gründen, also jetzt zu investieren sozusagen, und ich bin da eigentlich zuversichtlich - also ich denke, das ist eine Möglichkeit und ich glaube, dass auch der deutsche Staat dran interessiert ist, dass Leute gründen und das auch fördert. So hab ich das zumindest bis jetzt so mitbekommen, ja."

    Die Förderprogramme für Gründer sind vielfältig und nicht immer durchschaubar. Businessplan-Wettbewerbe unterschiedlicher Veranstalter, Programme für einzelne Branchen, vom Bund, vom Land, von den Kommunen, von Wirtschaftsverbänden, der Arbeitsagentur. Für Studierende und Absolventen attraktiv ist Exist, ein Programm, das aus Bundes- und EU-Mitteln finanziert wird. Vergeben werden unter anderem Stipendien in Höhe von 800 bis 2500 Euro im Monat, allerdings nur für innovative, technologieorientierte Vorhaben - Hanna Lisa Linsmeier würde für die Gründung ihres Comic-Verlags kein Stipendium bekommen. Der Vorteil von Exist: Die Jungunternehmer haben ein Jahr lang Zeit, aus ihrer Geschäfts- oder Produktidee eine Firma zu machen. Der Unternehmensberater Karsten Denz hält allerdings nicht viel von diesem Programm - es fördert zwar, aber fordert nicht, sagt er.

    "Das ist ein Problem und zum Zweiten bin ich kein Freund davon, seine eigene Strategie zu sehr an irgendwelchen öffentlichen Fördermitteln auszurichten. Denn Sie wissen ja selber, das kann sich nächste Woche um acht schon wieder ändern und dann sitzen Sie da und müssen zur Not, wenn es ganz blöd läuft, eine Förderung wieder zurückzahlen."

    Karsten Denz - er arbeitet als Juror und Coach beim Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg - rät Gründern dazu, lieber gleich ins kalte Wasser zu springen, als sich noch ein Jahr lang vom Staat finanzieren zu lassen. Sein Tipp: Den Umsatz anfangs nicht zu positiv einschätzen.

    "Der größte Fehler ist ganz klar, dass die Umsatzplanung zu optimistisch ist, nachfolgend dann natürlich, dass die Liquidität irgendwann abschmilzt und die Idee aber noch gar nicht ausgereift genug ist, um Umsätze zu erwirtschaften. Man sagt immer vom geplanten Umsatz, was man sich selber vorstellt, mal drei den Faktor nehmen, dann wird es realistisch."

    Der zweite große Fehler, sagt Karsten Denz: Oft tun sich Gleichgesinnte aus dem Studium zusammen, die gemeinsam eine Unternehmensidee ausbrüten - diese Konstellation scheitert oft, ist die Erfahrung des Unternehmensberaters.

    "Also ich würde immer schauen, dass ich von Anfang an bei der Teamaufstellung schon drauf achte, dass es eben nicht drei, ich sage jetzt mal, Freaks sind, die eine gute Idee haben und denken, sie können jetzt damit die Welt revolutionieren, sondern dass man von Anfang an da mit dem Bewusstsein ran geht, das wird aber nicht reichen, wenn wir drei eine gute Idee haben."

    Die gute Idee mit berufserfahrenen Marketing- und Finanzleuten verwirklichen sei ein wirtschaftliches Erfolgsrezept, so der Unternehmensberater.