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Grenzgänger mit neuer Identität
Frei fliegender Planet in den Fischen

Vor elf Jahren haben Astronomen im Sternbild Fische das äußerst lichtschwache Objekt SIMP-0136 entdeckt, das seitdem als Brauner Zwerg galt - als massearmes Objekt, das zwar größer als ein Planet ist, aber kleiner als ein Stern.

Von Hermann-Michael Hahn | 02.08.2017
    Brauner Zwerg oder Objekt mit planetarer Masse?
    Brauner Zwerg oder Objekt mit planetarer Masse? (Carnegie)
    In Braunen Zwergen findet nicht die für Sterne typische Kernfusion von Wasserstoff zu Helium statt - dies ist die Energiequelle unserer Sonne. Sie können allenfalls als sehr junge Objekte etwas Helium-3 produzieren, kühlen später aber immer mehr aus.
    Ein Objekt planetarer Masse schafft dagegen nicht einmal diese "Schmalspur"-Kernfusion. Als Grenze zwischen Planeten und Braunen Zwergen gilt die etwa dreizehnfache Jupitermasse.
    Jetzt hat ein internationales Astronomenteam um Jonathan Gagné von der Carnegie Institution herausgefunden, dass SIMP-0136 doch kein Brauner Zwerg ist, sondern tatsächlich ein Objekt planetarer Masse.
    Ein frei treibender Planet präsentiert sich im Infrarotlicht als schwach leuchtende Quelle
    Ein frei treibender Planet präsentiert sich im Infrarotlicht als schwach leuchtende Quelle (IfA, Hawaii)
    Um das zu entscheiden, mussten die Forscher Temperatur und Alter des Objekts bestimmen. Wie sich zeigte, gehört SIMP-0136 zur nahen Carina-Sterngruppe und ist nur rund zweihundert Millionen Jahre alt. Ein junges Objekt, das so kühl ist, kann kein Brauner Zwerg sein.
    Die Bezeichnung "Planet" ist allerdings auch nicht ganz passend - denn dieses Objekt umkreist keinen Stern. SIMP-0136 ist ein Planet, der losgelöst durch den Weltraum treibt.
    Für die Astronomen ist dies ein Glücksfall, denn ein "frei fliegendes" Objekt lässt sich viel leichter erkunden als ein Planet, der auf enger Umlaufbahn um einen hellen Stern zieht.