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Griechenland
Bürokratie hemmt Wachstum

Griechenland muss Rahmenbedingungen schaffen, damit die Wirtschaft wachsen kann - darin sind sich Experten einig. Genau daran scheint es jedoch oft zu hapern: Das zeigt das Beispiel eines griechischen Unternehmers, der an der Bürokratie schier verzweifelt.

Von Marianthi Milona | 06.01.2015
    Eine leere Werbefläche in einem Vorort von Thessaloniki in Griechenland.
    Zeichen der Krise: Eine leere Werbefläche in einem Vorort von Thessaloniki in Griechenland. (picture alliance / dpa / Alkis Konstantinidis)
    "Ich rufe Deutschland dazu auf, die griechische Industrie mit allen Mitteln zu unterstützen. Griechenland kann dauerhaft nur so geholfen werden. Alles andere, wie zum Beispiel der Tourismus, ist ja gut und schön, aber es bringt für die Wirtschaft nicht dieselben Resultate."
    Petros Kondogouris, Chef der griechischen Autofabrik Namco wartet nur noch auf die notwendigen staatlichen Baulizenzen und die Genehmigung einer griechischen Prüfungsabteilung, ähnlich dem TÜV, dann kann er mit dem Bau der 4. Generation seiner Marke namens Pony starten. Denn die Finanzierung steht. - Aber wie lange kann er warten?
    Noch ist Namco zwar wegen der in Bulgarien hergestellten Automarke Pony überall bekannt. Die 35 Mitarbeiter in der Entwicklungsabteilung haben aber längst das Folgemodell, den "Pony 4" entwickelt und der könnte jetzt in Griechenland produziert werden. Allein: Die notwendigen staatlichen Genehmigungen fehlen. Und das obwohl in den letzten beiden Jahren die griechischen Genehmigungsinstanzen wesentlich schneller arbeiten, als in den Jahren vor der Krise, erklärt Manolis Blachojiannis von der griechischen Industrie und Handelskammer in Thessaloniki.
    "Es kann schon mal vorkommen, dass Genehmigungen 6 Monate dauern. Das ist sehr individuell. Normalerweise, wenn es keine Probleme mit den Personen gibt, die ein Unternehmen gründen wollen, dann geht das innerhalb von 2, 3 Tagen."
    "Wir glauben nicht an die Banken und ihre Kreditpolitik"
    Das scheint im Fall des griechischen Autowerks aber nicht so zu sein. Ioanna Papapanagiotou, Verkaufsmanagerin bei Namco, findet kaum Worte, um ihrem Ärger Luft zu machen. 2.800 neue Arbeitsplätze hätten bereits entstehen können, wenn die staatlichen Instanzen ihren Job richtig machen würden, klagt sie.
    "Es gibt bisher keine Abteilung in Griechenland, die einen griechischen Wagen auf alle Standards hin überprüfen kann. Wir haben es mit einer ungeheuren Bürokratie zu tun. Es gibt einige neue Politiker, die uns den Weg dafür frei schaufeln wollen. Im Augenblick können wir nur beten und hoffen, dass wir mit dem Bau sehr bald beginnen können."
    2015 soll es endlich losgehen für den "Pony 4", hofft Chef Petros Kondogouris. Sicher sein kann er nicht. Für die Finanzierung der Produktion geht der erste Mann bei Namco eigne Wege. Sein momentanes Aktienpaket im Wert von 17 Millionen Euro will er durch die Ausgabe einer sogenannten Volksaktie auf 30 bis 40 Millionen Euro aufstocken.
    "Wir glauben nicht an die Banken und ihre Kreditpolitik, die ein weltweites wirtschaftliches Chaos angerichtet haben. Hinzu besitzen wir sehr fähige Experten für den Autobau. In Deutschland weiß man das, weil diese Mechaniker ausgewandert sind. Nun, es wird langsam Zeit, dass wir diesem Berufsstand auch in Griechenland wieder eine Arbeit geben."
    In jeden Fall strebt der griechische Geschäftsmann eine Zusammenarbeit mit deutschen Firmen an, die ihm bereits früher gute Ersatzteile für seine Autos lieferten.