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Griechenland
Droht der Fußball-Grexit?

Dem griechischen Fußball drohen nach dem Pistolen-Eklat um Ivan Savvidis harte Strafen der Verbände. Am Mittwoch weilte der UEFA- und FIFA-Sonderauftragte Herbert Hübel in Athen und drohte mit Sanktionen. Doch auch die Politik verliert langsam die Geduld.

Von Michael Lehmann | 14.03.2018
    7Das Top-Spiel in Griechenland zwischen PAOK Saloniki und AEK Athen ist beim Stand von 0:0 in der 89. Minute abgebrochen worden. Der Schiedsrichter hatte kurz zuvor ein Tor von PAOK wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben, worauf PAOK-Besitzer und Präsident Iwan Savvidis mitsamt seiner Pistole am Gürtel auf das Spielfeld stürmte und Schiedsrichter und Gegner bedrohte.
    PAOK-Besitzer und Präsident Iwan Savvidis stürmte mitsamt seiner Pistole am Gürtel auf das Spielfeld und bedrohte Schiedsrichter und Gegner. (imago sportfotodienst)
    Mit ernster Miene saß der Sonderauftragte der UEFA und des Weltfussballverbandes FIFA, Herbert Hübel, heute im Athener Sportministerium - und anschließend vor den Mikrofonen der aufgeregten Sportjournalisten in der griechischen Hauptstadt. Der Sonderbeauftragte der UEFA und FIFA zeigte den griechischen Spitzenclubs im Auftrag des Weltfussballverbands die gelb-rote Karte:
    "Der griechische Fussball geht in Richtung Abgrund - und das Wort vom Fussball-Grexit ist nicht mehr ausgeschlossen", sagte der Österreicher Hübel.
    Mit Revolver aufs Spielfeld
    Nach immer mehr Gewalt vor und in den Fussballstadien der Spitzenclubs hatte Griechenland am letzten Sonntag einen neuen Höhepunkt in Sachen Aggressionen auf dem Spielfeld erlebt. Beim Spiel gegen AEK Athen in Thessaloniki marschierte der Besitzer von PAOK Saloniki, Ivan Savvidis, mit Revolver am Gürtel wutschnaubend aufs Spielfeld. Es war ein martialischer Protest gegen die Abseitsentscheidung des Schiedsrichters.
    Abbruch der Saison steht im Raum
    Die Sportkommentatoren waren ebenso baff wie zunächst der dem Clubchef eigentlich gewogene griechische Ministerpräsident Tsipras. Doch der lies am Montag die Superliga-Saison unterbrechen.
    UEFA und FIFA drohten über ihren Sondergesandeten Hübel heute in Athen sogar mit einem knallharten Abbruch der Saison:
    "Wir alle lieben Fußball. Aber es ist unerträglich, dass sich die Leute ängstigen müssen, in ein Stadion zu gehen. Denken sie an Familien, die sehen, dass da mit Waffen auf dem Spielfeld hantiert wird. Das es rund ums Stadion Explosionen geben kann. Und bedrohliche Erpressungen geschehen. Das ist absolut nicht akzeptabel."
    Länderspiel aus Sicherheitsgründen verlegt
    Wie genau die UEFA nun auf den Ausraster des PAOK-Saloniki-Besitzers Savvidis reagieren wird, welche Strafen es für den Spitzenverein der griechischen Super-Liga geben wird, das konnte der Sondergesandte der internationalen Fussball-Verbände nicht sagen.
    Hübel sprach auch von einer möglichen Suspendierung. Auf jeden Fall empfahl er jetzt dringend schnelle und effektive Maßnahmen gegen Gewalt und sogar gegen jetzt Revolver-Protzerei bis hinauf in die Vereinsführung eines Fußballclubs.
    Die erste Reaktion des griechischen Fussballverbandes kam ebenfalls heute aus Athen. Präsident Vangelis Grammenos: "Bis zum Freitag in einer Woche, so haben wir entschieden, muss der Profifussball in Griechenland schriftlich verpflichtet werden. Er muss einen Rahmen schaffen, damit es keine neuen Vorfälle von Gewalt im oder außerhalb der Stadien geben kann. Die Sicherheit muss da jetzt gewährleistet sein".
    Zur Sicherheit ist das Fußballländerspiel zwischen Griechenland und der Schweiz verlegt worden. Am 23. März werden sich die beiden Nationalteams nicht in Thessaloniki - der Heimat Clubchefs mit Revolvergürtel treffen, sondern im Olympiastadion von Athen.