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EU-Türkei-Abkommen
Flüchtlingsaustausch läuft an

In Hannover sind die ersten 16 syrischen Flüchtlinge angekommen, die nach dem EU-Türkei-Abkommen ausgetauscht werden. Im Gegenzug wurden in Griechenland die ersten Flüchtlinge in die Türkei abgeschoben. Am Morgen liefen erste Boote mit mehr als 200 Menschen von den Inseln Lesbos und Chios in Richtung Türkei aus.

04.04.2016
    In Hannover sind die ersten syrische Flüchtlinge angekommen, die nach dem EU-Türkei-Abkommen aufgenommen werden.
    Ankunft in Hannover: Mit einer Linienmaschine sind 16 Syrer nach Deutschland gekommen. (Holger Hollemann/dpa)
    Busse brachten am Montagmorgen Dutzende Migranten zum Hafen der Insel Lesbos, wie das griechische Fernsehen zeigte. Die Menschen wurden von Dutzenden Sicherheitsleuten begleitet. Das erste Schiff mit 136 Migranten an Bord lief anschließend ins türkische Dikili aus. Kurz darauf legte ein zweites Schiff mit 66 Menschen an Bord von der Insel Chios ab. Als erstes wurden Migranten ausgewiesen, die keinen Asylantrag gestellt haben sollen, wie aus Kreisen der Küstenwache verlautete. Der Sprecher des Krisenstabes, Giorgos Kyritsis, sagte im Staatsfernsehen, an Bord der Schiffe seien nur Männer. Bis auf zwei freiwillig zurückkehrende Syrer handelt es sich dabei um Pakistaner.
    Eine zweite Rückführung solle es am Montag nicht geben, sagte eine Sprecherin der griechischen Polizei. "Erst müssen die gestellten Asylanträge bearbeitet werden", sagte sie Reportern auf Lesbos.
    Syrische Flüchtlinge in Hannover angekommen
    Auf der nahe gelegenen Insel Chios kam es Stunden zuvor zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und örtlichen Bewohnern, die gegen die dort geplanten Abschiebungen protestierten. Bis zuletzt hatte Unklarheit darüber geherrscht, ob die Abschiebung wie geplant anlaufen kann, da auf Lesbos kaum Vorbereitungen dafür zu erkennen waren.
    Gleichzeitig sind die ersten syrischen Flüchtlinge aus der Türkei, die aufgrund des Abkommens in Deutschland aufgenommen werden, in Hannover angekommen. 16 Menschen kamen am Morgen in einer Linienmaschine aus der Türkei an. Sie gingen nach ihrer Ankunft direkt zu Bussen, die sie ins Erstaufnahmelager Friedland bei Göttingen bringen sollten.
    "Die Familien sind sehr aufgeregt", sagte Corinna Wicher vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Sie hätten erst vor etwa einer Woche erfahren, dass sie aus der Türkei ausreisen dürfen. "Sie haben jetzt in Friedland die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen", sagte Wicher. Die Familien seien über das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR ausgesucht worden. Am Mittag werden in einer weiteren Maschine noch einmal 16 Flüchtlinge am Airport in Hannover erwartet.
    Die Flüchtlinge sollen zunächst für etwa 14 Tage im Lager Friedland bei Göttingen bleiben. Anschließend werden sie auf niedersächsische Kommunen weiterverteilt, wie das Innenministerium in Hannover mitteilte.
    Umsetzung des EU-Türkei-Abkommens
    Mit der Abschiebung in die Türkei und der Überführung nach Deutschland wird ein zentraler Teil des EU-Pakts mit der Türkei umgesetzt, der illegale Flüchtlingswanderungen nach Europa drosseln soll. Die EU hatte mit der Türkei vereinbart, alle seit dem 20. März in Griechenland gestrandeten Flüchtlinge, die dort kein Asyl beantragen, in die Türkei zurückzuschicken. Im Gegenzug will die EU für jeden abgeschobenen Syrer einen syrischen Flüchtling aus der Türkei aufnehmen. Wie viele Menschen in die Türkei zurückgebracht werden sollen und von wo aus dies geschehen soll, blieb unklar. Zudem unterstützt Brüssel die Regierung in Ankara mit Geld für die Versorgung der Bürgerkriegsflüchtlinge im Land. Menschenrechtsorganisationen hatten das Abkommen kritisiert.
    (cvo/jcs)