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Griechenland
IWF fordert Schuldenerlass

Der Internationale Währungsfonds hat die Schuldenlast Griechenlands als "untragbar" eingeschätzt. Es sei ein Schuldenerlass notwendig, der "weit über das hinausgeht, was Europa bislang in Erwägung ziehen will". Nur dann habe die Wirtschaft des Landes eine Chance, sich zu erholen. Außerdem brauche Griechenland bis 2018 85 Milliarden Euro.

15.07.2015
    Das Logo des Internationalen Währungsfonds
    Das Logo des Internationalen Währungsfonds (picture alliance / dpa / Jim Lo Scalzo)
    Der Finanzbedarf Griechenlands sei weitaus höher als angenommen, teilte der IWF mit. "Griechenlands Schuldenlast kann nur durch Schuldenerlass-Maßnahmen erträglich gemacht werden kann, die weit über das hinausgehen, was Europa bislang in Erwägung ziehen will." Dazu verwies der IWF auf den Umstand, dass Athens Schulden in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich auf 200 Prozent der Wirtschaftsleistung klettern werden. Der Wert sei um ein Vielfaches höher als frühere Schätzungen.
    IWF nennt drei Möglichkeiten
    Demnach müssten die europäischen Staaten Griechenland eine Frist von 30 Jahren einräumen, damit es die Schulden inklusive der neuen Verbindlichkeiten aus dem dritten Hilfspaket begleichen könne, zudem müssten Zahlungsfristen in die Zukunft verschoben werden.
    Eine andere Möglichkeit wäre es laut dem IWF, einen "tiefen Schuldenschnitt" bei den bestehenden Krediten in Kauf zu nehmen. Jährliche Überweisungen an den griechischen Staatsetat nennt die Organisation als eine dritte Option. Einen Schuldenschnitt lehnt unter anderem die Bundesregierung bisher strikt ab. In der Vereinbarung über das geplante dritte Hilfsprogramm ist ein Schuldenerlass ausgeschlossen, längere Laufzeiten von Krediten bleiben aber eine Möglichkeit.
    Griechenland benötigt 85 Milliarden bis 2018
    Das Land benötige neben einem Schuldenschnitt bis 2018 frisches Geld in Höhe von 85 Milliarden Euro. Noch zu Monatsbeginn hatte der IWF den Finanzbedarf mit rund 60 Milliarden Euro bis 2018 beziffert. Grund für die Steigerung sei, dass sich die Finanzlage seit Schließung der griechischen Banken am 29. Juni weiter verschlechtert habe.
    Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder hatten sich am Montag nach rund 17 Stunden Beratungen bereit erklärt, mit Griechenland über ein drittes Hilfspaket zu verhandeln. Voraussetzung sind Reformen, die das griechische Parlament am Mittwochabend auf den Weg bringen soll. Ziel sind unter anderem höhere Mehrwertsteuereinnahmen und die Einleitung einer Rentenreform. Allerdings müssen auch mehrere nationale Parlamente der Euroländer zustimmen, in einigen Staaten gibt es Widerstand. Der Deutsche Bundestag soll am Freitag zu einer Sondersitzung zusammenkommen.
    (nch)