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Griechenland-Krise
Das Geld wird knapp

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine Aufstockung der Notkredite an die griechischen Banken erneut abgelehnt. Sie friert den Rahmen dieser sogenannten ELA-Hilfen bei 89 Milliarden Euro ein. Experten befürchten nun, dass sich die Lage in Griechenland dramatisch zuspitzt.

Von Brigitte Scholtes | 02.07.2015
    In Athen stehen Menschen vor einem Geldautomat Schlange
    Angeblich gibt es noch Geldreserven in Höhe von 600 bis 700 Millionen Euro, vielleicht auch etwas mehr. (dpa / picture alliance / Simela Pantzartzi)
    Den griechischen Banken gehen offenbar schon die kleinen Scheine aus: So mancher Geldautomat spucke nur noch 50 Euro aus und nicht die geforderten 60, hört man aus dem Land. Das illustriere die Lage, meint Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank:
    "Die aktuelle Gefahr ist, dass es auch immer weniger Bargeld im Umlauf gibt und damit auch die Mindestauszahlung, die es bisher aus den meisten Bankautomaten ja noch gibt, dass auch die nicht mehr möglich sind. Die Lage in Griechenland spitzt sich weiter zu."
    Angeblich noch finanzielle Reserven
    Angeblich gibt es noch Reserven in Höhe von 600 bis 700 Millionen Euro, vielleicht auch etwas mehr. Doch auch die schmelzen immer weiter ab, selbst wenn die Auszahlungen limitiert sind. Der Rahmen der Nothilfekredite der Europäischen Zentralbank von insgesamt 90 Milliarden Euro bleibt zwar bestehen, die EZB hat ihn gestern Abend nicht aufgestockt.
    Schon zu Beginn dieser Woche war Felix Hufeld, Präsident der Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin skeptisch, ob die griechischen Banken noch lange zahlungsfähig sein könnten:
    "Das hängt von den politischen Rahmenbedingungen ab, um die ja nun seit geraumer Zeit gerungen wird. Im Augenblick ist die Solvenz der Banken gegeben, aber das muss so nicht bleiben und kann sich in Abhängigkeit von der Entwicklung der nächsten Tage, eventuell Wochen, selbstverständlich ändern.
    Zweifellos ist das Ergebnis des Referendums hier ein wichtiges Datum. Alle diese Faktoren müssen mit berücksichtigt werden. Wir werden uns dann neu beratschlagen im Verlauf dieser Woche und zu Beginn der kommenden Woche und auf Basis der dann verfügbaren Fakten neue aufsichtliche Entscheidungen treffen."
    Hufeld gehört dem Supervisory Board, dem wichtigen Entscheidungsgremium des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus der EZB an.
    Hoffen auf ein Ja
    Die Ratingagentur Fitch jedenfalls hat wegen der seit Montag geltenden Kapitalverkehrskontrollen die Kreditwürdigkeit der vier größten Geldhäuser in Griechenland schon herabgestuft. Betroffen davon sind die National Bank of Greece, die Piraeus Bank, de Eurobank Ergasias und die Alpha Bank. Diese Geldhäuser sind auch aktiv in den Nachbarländern, in Serbien, Bulgarien oder Mazedonien etwa.
    Allerdings mussten sich deren Niederlassungen dort als eigenständig registrieren, sie können also nicht die Mütter in Griechenland stützen.
    Nur ein Ja der Griechen beim Referendum am Sonntag könnte die Lage erleichtern, glaubt Holger Schmieding von der Berenberg Bank:
    "Wenn die Griechen mit Ja stimmen, wird vermutlich sich Europa bemühen, die griechische Lage bald zu entspannen. Allerdings auch dann nur, wenn es ein klares politisches Signal aus Griechenland gibt, dass dort eine Regierung den Willen des Volkes umsetzen wird."
    Auch dann würden wohl die Banken nicht sofort wieder am Dienstag öffnen können, glauben Beobachter. Denn auch dann bestünde das Risiko, dass die Griechen sich schnell die ihnen verbliebenen Einlagen von etwa 120 Milliarden Euro sichern würden. Und das würde die Geldhäuser überfordern – selbst wenn die EZB ihnen dann wieder mehr Nothilfekredite zur Verfügung stellen sollte.