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Übertragung der Fußball-Europameisterschaft
ARD und ZDF geben Exklusivrechte an Telekom ab

Wer bei Fußball-EM wirklich alle Spiele im Fernsehen anschauen will, muss bezahlen. ARD und ZDF haben einen Teil ihrer Rechte an die Telekom abgegeben. Der Deal betrifft auch die WM 2022 und EM 2024. Der WDR-Rundfunkrat hat dem Deal nun zugestimmt.

Von Christoph Sterz | 06.05.2021
    Der EM-Pokal wird im aktuelle Sport Studio von einem Kameramann gefilmt
    Wer bei der anstehenden Fußball-EM Portugal gegen Frankreich gucken will oder Schweden gegen die Slowakei, braucht ein Pay-TV-Abo. Insgesamt zehn Gruppenspiele werden nur gegen Geld zu sehen sein; bei Magenta TV, dem Bezahlangebot der Deutschen Telekom. ARD und ZDF hatten zwar die kompletten Live-Rechte erworben, lassen die Telekom aber jetzt auch alle Spiele zeigen, einige davon exklusiv.

    WM 2022: Telekom überträgt 16 Spiel exklusiv

    Bei der WM 2022 wird die Telekom sogar 16 Spiele exklusiv übertragen; darunter auch zwei Achtelfinals und ein Viertelfinale. Die Öffentlich-Rechtlichen wiederum haben von der Telekom eine Sublizenz gekauft, für ihre bisher exklusiven Rechte an der EM 2024, sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. "Es ist am Ende so, dass wir gesagt haben, wir können uns das wirtschaftlich nur erlauben, wenn wir auch Rechte abgeben. Und das hat auch die Telekom gesehen, die ja den Nutzen davon hat, dass sie schon viel früher mit dem internationalen Fußball oder mit der Euro 2021, die ja eigentlich noch 2020 heißt, in Berührung kommt, und da eben schon umfassend die Spiele über ihre Plattform zeigen kann."

    Kosten für Öffentliche-Rechtliche hätten sich "deutlich reduziert"

    Wie viel ARD und ZDF nun insgesamt ausgeben, ist nicht öffentlich bekannt. Durch die erteilten Sublizenzen für die Telekom hätten sich die Kosten für die Öffentlich-Rechtlichen aber "deutlich reduziert".
    Dass damit erstmals ein Bezahlsender EM-Spiele exklusiv zeigt, hat auch damit zu tun, dass das Bieten um die Übertragungsrechte härter und teurer geworden ist, sagt Sportökonom Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule."Es macht für den öffentlichen Rundfunk die Entscheidung schwerer, weil er mehr Geld investieren muss und mit dem vielen Geld natürlich auch andere nutzbringende Projekte finanzieren könnte. Und gleichzeitig haben sich die Veranstaltungen verändert. Wir haben eine Zunahme an Partien und eben auch mehr uninteressante Partien für das deutsche Publikum. Und wenn man das zusammennimmt, ist diese Marktentscheidung aus sportökonomischer Sicht nachvollziehbar."

    Auch RTL überträgt im Free-TV

    Breuer glaubt, dass in Zukunft noch deutlich weniger große Sport-Events bei ARD und ZDF laufen. Ganz ins Pay-TV abwandern werden sie aber nicht: In Deutschland ist gesetzlich festgeschrieben, dass zum Beispiel die Olympischen Spiele, die Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft oder auch die Halbfinals und das Finale der Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften frei zu empfangen sein müssen.
    Allein darauf will Axel Balkausky von der ARD aber nicht setzen. "Natürlich sind die deutschen Spiele das wichtigste, weil es die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer betrifft. Dennoch muss man sagen, wenn man wahrgenommen werden will, dann muss man sich überlegen: Reicht es aus, dass man sich nur solche Spiele kauft, sozusagen, dass man die erwirbt? Aber für uns ist es ganz eindeutig so, dass wir nicht zurückgehen wollten unter 17 Spiele für uns, 17 Spiele fürs ZDF bei der Euro 2024."
    Genau die könnte sich für das Publikum übrigens fast so wie früher anfühlen: ARD und ZDF zeigen zwar nicht alle Spiele, aber der Rest läuft trotzdem im Free-TV: beim Privatsender RTL.