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Griechenland-Rettung
Die EZB sorgt weiter für Liquidität

Nicht nur der griechische Staat braucht schnell neues Geld. Auch die Banken des Landes müssen rekapitalisiert werden. Bis dahin brauchen sie Liquiditätshilfen der Notenbank. Den Rahmen dafür steckt die EZB, auch heute wieder.

Von Michael Braun | 13.07.2015
    Europa-Flaggen wehen vor der Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main.
    Welche Rolle die EZB dabei künftig anzunehmen gedenkt, wird sie am Donnerstag nach ihrer Ratssitzung erläutern müssen. (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
    Die Europäische Zentralbank hält die griechischen Banken weiter knapp. Die Nothilfekredite hat die EZB heute bei 89 Milliarden Euro belassen, nicht erhöht, aber auch nicht gekündigt. Für die griechischen Banken seien diese ELA-Kredite "momentan lebensnotwendig", sagt Daniel Lenz, der Griechenland-Spezialist der DZ Bank. "Würde ELA jetzt beispielsweise gestrichen werden – das hätte ja der Fall sein können, wenn man sich heute nicht geeinigt hätte -, dann hätte die Insolvenz der Banken Griechenlands unmittelbar bevorgestanden."
    Fast kompletter Stillstand der Geschäftstätigkeit
    Kein Wunder also, dass die Institute einstweilen geschlossen bleiben. Das verlautete heute aus Athen. Zwei Wochen kommen die Griechen schon nicht mehr an im gewünschten Umfang an ihr Geld. Die deutsche Außenhandelsorganisation Germany Trade and Invest schreibt, die aktuelle Lage in Griechenland habe "einen fast kompletten Stillstand der normalen Geschäftstätigkeit zur Folge."
    Es könnte noch schlimmer kommen, wenn die heutigen Brüsseler Beschlüsse in Athen und in anderen Parlamenten der Eurozone nicht umgesetzt und angenommen werden, wenn es dann auch keine Brückenfinanzierung bis zum dritten Hilfspaket gäbe. Am nächsten Montag schon, heute in einer Woche, erwartet die EZB einen Betrag von 3,5 Milliarden Euro als Tilgung aus Athen. Kommt der nicht, wäre die Fiktion von der Solvenz der griechischen Banken dahin, von der die EZB offiziell immer noch ausgeht.
    Weitere Notfallkredite
    Deshalb muss bis Sonntagabend frisches Geld nach Athen fließen, damit es von dort – ohne Entnahme von Kapitalflüchtlingen – zu einem guten Teil Athen umgehend verlassen kann. Edgar Walk, Volkswirt beim Bankhaus Metzler:"Die Zahlung am Montag ist die Voraussetzung für weitere Notfallkredite. Von daher ist sie extrem wichtig. Und es ist ganz klar geworden heute, dass Griechenland bis zum Mittwoch einen ersten Teil an Strukturreformen umsetzen und danach noch mal einen zweiten Teil. Nur dann können sie eine Überbrückungsfinanzierung bekommen. Es wird von zehn Milliarden gesprochen am Montag. Und damit wären sie in der Lage, die EZB-Kredite zu bezahlen."
    Stillstand überwinden
    Das Ganze ist der erste Schritt, um den Stillstand zu überwinden, der sich in den geschlossenen Banken ausdrückt. Sie müssen wieder Eigenkapital aufbauen - dazu dient unter anderem die geforderte Privatisierung griechischer Staatsunternehmen. Damit einhergehen wird vermutlich eine Bereinigung der griechischen Bankenlandschaft. DZ-Bank-Analyst Daniel Lenz: "Die Politik muss wahrscheinlich auch ihre Institute zusammenschließen. Das hat sie jedenfalls auch vor. Und erst wenn sozusagen dieses Vertrauen allmählich zurückkehrt, dann können, denke ich mal, die Banken auch wieder eine positive Rolle spielen insofern als dass sie eben auch durchaus auch Finanziers einer möglichen griechischen Erholung sein könnten."
    So greift also eins ins andere. Welche Rolle die EZB dabei künftig anzunehmen gedenkt, wird sie am Donnerstag nach ihrer Ratssitzung erläutern müssen. Dann weiß man, ob das griechische Parlament am Vorabend seine Hausaufgaben erledigt haben wird.