Männer ohne Verfallsdatum

Wie Werther und Bond die Welt eroberten

56:47 Minuten
Sean Connery lässig an die Motorhaube eines Aston Martin DB5 gelehnt im Bond-Film Goldfinger aus dem Jahr 1964.
Sein Name ist Bond, James Bond – und wie Werther führt er die Männer der Gegenwart vielleicht aus ihrer Krise. © Imago / Cinema Publishers Collection
Von Dagmar Just · 27.06.2021
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Zwei Zeiten, zwei Helden, zwei Männer, das klassische Gegensatzpaar: Goethes Werther und Flemings James Bond, der Leidensmann und der Lusttyp. Beide scheint nichts miteinander zu verbinden und doch begeistern sie ihr Publikum erstaunlich ähnlich.
Werther und James: Nichts scheint das Elitenidol des 18. und das Massenidol des 20. Jahrhunderts zu verbinden, aber alles zu trennen: Jahrhunderte und Kleidung, die Haltung zum Tod und zu Tränen.
Dennoch lösen beide männlichen Helden ungeachtet der 150 Jahre zwischen ihnen noch immer epidemienartige Fieberreaktionen aus. Ein Millionenpublikum streitet und schlägt sich für sie, unterwirft sich den von ihnen kreierten Moden, outet sich im Netz und jubelt in Fanclubs, als lebte es noch immer in Hormonstürmen. Warum nur?

Ein Weg aus der Krise der Männlichkeit?

Werther und James Bond haben die Halbwertzeit moderner Helden längst überschritten. Dennoch scheinen sie alles andere als Auslaufmodelle zu sein: James Dean und Curt Cobain werden bis heute erfolgreich mit Wertherimage vermarktet, Actionhelden wie die Matrix-Kämpfer oder Tarantinos Figuren werden unverkennbar nach dem Vorbild James Bonds designt.
Sind die alten Idole womöglich ein Ausweg aus der von Männerforschern allerorten konstatierten "Krise der Männlichkeit"? Taugen sie als – sagen wir es phallisch – Leuchtturm für den modernen Mann ohne Eigenschaften, Orientierung und Leitbild?

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