Freitag, 19. April 2024

Archiv

Griechenland
Warten auf die Unterhändler der Geldgeber

Die Computer stehen bereit, die Bleistifte sind gespitzt: Athen erwartet die Vertreter der "Institutionen", um über ein neues Hilfsprogramm zu verhandeln. Bis zum 12. August soll es eine Einigung geben. Denn anschließend müssen noch die Eurogruppe und die Parlamente in Athen sowie in einigen Partnerländern zustimmen.

Von Alfred Schmit | 27.07.2015
    Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras sitzt neben dem griechischen Präsidenten Prokopis Pavlopoulos vor einem Abendessen in dessen Palast in Athen.
    In Kürze verhandeln sie wieder: der griechische Regierungschef Tsipras und Staatspräsident Pavlopoulos (afp / Louisa Gouliamaki)
    Nun geht es also los. Und Regierungschef Tsipras hat sich am Wochenende nochmal Rückendeckung von Vertretern fast aller Parteien im griechischen Parlament geben lassen. Nur die Rechtsradikalen der Partei Goldene Morgenröte waren nicht dabei. In gelöster Stimmung ließen sich die Fraktions- und Parteichefs im Amtssitz des Regierungschefs fotografieren. Erstaunlich entspannt dafür, dass sich die Abgeordneten noch bis Donnerstagmorgen in einer Nachtsitzung mit gegenseitigen Schuldzuweisungen überzogen hatten.
    Die Chefin der Sozialdemokratischen PASOK-Partei, Gennimata, sagte nach dem Treffen: "Die Spaltung über die Frage, ob wir ein Hilfspaket wollen, oder nicht, ist nun beseitigt. Lügen sind ersetzt worden durch Entscheidungen, wenn sie auch schwierig sind. Es gibt keine Alternative, als zu kooperieren. Nur wenn wir an einem Strang ziehen, können wir das Land auf Europakurs halten. Nur der bringt uns Sicherheit für die Zukunft." Der Chef der liberalen Potami-Partei, Theodorakis, kann ihr da nur zustimmen: "Wir stehen nach wie vor zu unserer Entscheidung, dass wir für die Zukunft eine gemeinsame Strategie brauchen, um unser Land zu stabilisieren und im Euro zu halten."
    Bei vielen Menschen überwiegt die Erleichterung
    Zuvor hatte der neue Vize-Finanzminister Alexiadis um Vertrauen geworben. Er ging ein auf die Sorgen der Partnerländer, dass Griechenland nicht entschlossen genug seine Steuern eintreiben werde: "Die Regierung kann es sich gar nicht leisten, nachdem wir nun solche harten Steuererhöhungen beschlossen haben, auch nur einen Euro zu verlieren an Steuervermeider und Schmuggler. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, damit diese höheren Steuern auch in die Staatskasse fließen. Und nicht in die Taschen von Betrügern."
    Bei vielen Menschen auf der Straße überwiegt im Moment die Erleichterung darüber, dass die Banken wieder geöffnet sind und es erstmal weitergeht mit Verhandlungen. "Natürlich haben wir hohe Erwartungen an die Gespräche. Ich glaube aber, dass wir da in die richtige Richtung gehen", sagt diese Frau, "denn unser Regierungschef ist doch sehr klar. Er wird alle loswerden, die ihm da nicht folgen, und dann geht es vorwärts. Man muss immer optimistisch sein, und das sind wir!" - "Ich glaube, es wird sehr schwer, wenn unsere Regierung wirklich alles umsetzen will, was sie jetzt beschlossen hat", sagt ein Mann. "Ich hoffe, dass die Leute überall daran mitarbeiten. Aber hart wird das schon."
    Wenn es endlich losgeht mit den Gesprächen, werden die Verhandlungspartner immerhin noch runde zwei Wochen haben, um ein Ergebnis für ein geplantes drittes Hilfspaket zu erzielen.